Bochum.. In Bochum gibt es immer weniger Landwirte. Die Anzahl nimmt rapide ab, weil es zu wenig Fläche gibt. Die WAZ traf am Montag einen Landwirt, der im Stadtteil Stiepel noch zu 100 Prozent von seinem Hof lebt: Friedrich Wünnenberg.

Friedrich Wünnenberg auf seinem Traktor.
Friedrich Wünnenberg auf seinem Traktor. © Gero Helm / WAZ FotoPool | Gero Helm / WAZ FotoPool

Der Arbeitstag für Friedrich Wünnenberg begann am Montag in Bilderbuchatmosphäre: Sonne, glasklares Licht, angenehme Morgenkühle - und mitten in der Natur zwischen satten Feldern und Weiden. Der 50-Jährige ist Landwirt in Stiepel und bewirtschaftet seinen prächtigen Hof aus dem 15. Jahrhundert, der zuvor schon mehrere Generationen seiner Familie ernährt hatte. Aber so wie Wünnenberg leben immer weniger Landwirte in Bochum. Die Anzahl nimmt schon seit Jahrzehnten kontinuierlich ab. „Diese Tendenz wird sich weiter fortführen“, meint der Landwirt.

1977 gab es in Bochum 81 Landwirtschaftsbetriebe, 2002 - bei der letzten statistischen Erfassung - waren es nur noch 38. Und seitdem seien es wieder einige weniger geworden, schätzt Wünnenberg. Er ist Vorsitzender des landwirtschaftlichen Ortsverbandes Bochum und muss es wissen. Rapide gesunken ist auch die Anzahl der bewirtschafteten Flächen. 1981 wurden in Bochum rund 4600 Hektar von Landwirten intensiv genutzt, 1999 waren es rund 3600 und im Jahr 2002 noch rund 2050 Hektar. 88 Prozent davon werden als Ackerland genutzt. Ein Drittel der Bochumer Landwirte arbeitet auf ihren Höfen mittlerweile nur noch im Nebenerwerb.

Ein Rind wird für rund 1200 Euro verkauft

Wünnenberg aber ist Landwirt zu 100 Prozent. Das war er schon immer. 30 Hektar bewirtschaftet er. Er baut Getreide an, Hafer, Gerste, Weizen und Raps. Er verkauft es an die Raiffeisen-Genossenschaft Bochum. Von dort gehen seine Produkte an die Tierfutterindustrie (Gerste etwa an die Schweinemast, Hafer an die Pferdehaltung), an Ölmühlen (Raps) und ins Bäckerhandwerk (Weizen).

Außerdem hält Wünnenberg Rindvieh. 20 Limousin-Rinder weiden auf seinem Land direkt unter der Ruhr-Uni im Lottental. Wenn sie zwei bis zweieinhalb Jahre alt sind, verkauft er sie an Metzger. Für ein Tier (rund 600 Kilo Lebendgewicht, 300 Kilo reines Fleischgewicht) bekommt er rund 1200 Euro. Aber die Preise schwanken.

Der Landwirtschaft fehlen die Flächen

Den Rückgang der Landwirtschaft in Bochum erklärt Wünnenberg mit dem stetigen Verlust von Flächen. Zwei Drittel der bewirtschafteten Flächen in Bochum sind Pachtland. Es gehört vor allem der Stadt und dem Land. Diese bauen aber Straßen (wie jetzt die Opel-Spange), Gewerbe und Siedlungen. Als Ausgleich für die Versiegelung müssen sie von Gesetzes wegen Grünflächen schaffen. Das Pachtland nehmen sie den Landwirten deshalb wieder weg. Es wird dann aufgeforstet oder liegt einfach nur brach. Für die intensive Landwirtschaft ist es jedenfalls verloren.

Trotz des kontinuierlichen Rückzugs der Landwirtschaft in Bochum ist Wünnenberg nach wie vor ein Landwirt, der seinen Beruf mit voller Leidenschaft ausübt. Als man ihm die entsprechende Frage stellt, huscht ein Lächeln von tiefer Zufriedenheit über seine sonst ruhigen Gesichtszüge. „Es gibt nichts Schöneres, als mit der Natur verbunden zu sein, die Jahresabläufe mitzuerleben“, sagt er. Außer mit Ackerbau und Viehhaltung verdient er sein Geld mit der Versorgung von Pensionspferden auf seinem Hof.