Bochum. Eigentlich ist der Termin für den Antritt eines Ausbildungsplatzes schon vorbei. Am 1. August startet der „Ernst des Berufslebens“ in der Regel. Doch die Ausbildungsplatz-Hatz ist noch nicht beendet. Es gibt in Bochum offene Lehrstellen und es gibt auch noch Bewerber, die auf der Suche sind.

In der Lehrstellenbörse der IHK Bochum (www.ihk-lehrstellenbörse.de, weitersuchen über Ortseingabe), sind aktuell 27 offene Ausbildungsplätze zu finden, von der Restaurantfachfrau/mann bis zum Fachinformatiker. Im Handwerk sind es noch mehr.

Am Dienstag waren noch über 70 Ausbildungsplätze in Bochum zu finden auf der Seite der Handwerkskammer (http://hwk-do.de, weitersuchen unter Lehrstellenbörse). Auch die Kreishandwerkerschaft in Bochum informiert über vakante Stellen (www.handwerk-ruhr.de, weiterklicken über Ausbildung und offene Lehrstellen).

974 registrierte Ausbildungsverträge

Bereits registriert waren bei der IHK Ruhr-Mitte bis Ende Juli 974 Ausbildungsverträge (Vorjahresvergleichszeitraum: 1017 Verträge). Bei der Kreishandwerkerschaft rechnet man bis zum 30. September mit rund 740 neuen Ausbildungsverträgen. Die Zahl der Lehrstellen im Handwerk ist seit 2007 auf gleichbleibender Höhe, so Thomas Teipel von der Kreishandwerkerschaft.

Für junge Menschen auf der Suche nach dem richtigen Beruf, bietet das IHK-Bildungszentrum Berufseignungstest an.

Beispiel aus der Bochumer Ausbildungspraxis: Das Bäckereihandwerk

Gerade in der Lebensmittelbranche gibt es Engpässe auf dem Bewerbermarkt. Stellen, die bereits am 1. August hätten starten sollen, sind noch unbesetzt, beispielsweise im Bäckerhandwerk.

Die Bäckerei Naber hatte drei Ausbildungsplätze als Bäcker und drei als Bäckereifachverkäufer ausgeschrieben. Inhaberin Stephanie Naber-Schüren berichtet: „Die Verkäufer-Stellen sind alle noch offen.“ Grund: Keine geeigneten Bewerber.

Gute Perspektiven

Im Vorfeld absolvieren potenzielle Azubis hier ein einwöchiges Praktikum. Bäcker in spe können ihr handwerkliches Geschick unter Beweis stellen. Ein angehender Verkäufer lernt etwa das Bedienen sowie die Präsentation der Backwaren kennen. Hier habe sich bei den Anwärtern leider gezeigt, dass es nicht passt. Interessierte können sich daher noch bewerben.

Naber-Schüren: „Eine Verkäuferin braucht ein freundliches Wesen. Der Schulabschluss ist für mich zweitrangig.“ Bäckereifachverkäufer und Bäcker verdienen im ersten Ausbildungsjahr 400 Euro, im zweiten 500 und im dritten 600 Euro. Die Perspektiven seien gut, so Naber-Schüren, sie übernehme ihre „Eigengewächse“ gerne.

Unterschiedliche Bezahlung 

Die Verdienstmöglichkeiten in der Ausbildung sind generell sehr unterschiedlich. Ein Friseur bekommt ebenfalls 400 Euro im ersten Ausbildungsjahr. In der Bauindustrie kann ein Azubi dagegen im ersten Jahr schon 650 Euro und im dritten Ausbildungsjahr 1250 Euro verdienen.

Peter Karst, Geschäftsleiter des Bäckerinnungsverbandes Westfalen-Lippe, hat hier gute Nachrichten: Ab September gibt es etwas mehr Geld. Dennoch: „Es ist ein Problem, dass trotz starker Jahrgänge viele Schulabgänger einen akademischen Beruf anstreben“, erläutert er. Dieser Aspekt sei in vielen Ausbildungsbereichen problematisch. Die Zahl der Beschäftigten im Bäckereihandwerk sei seit etwa fünf Jahren gleichbleibend und damit auch der Bedarf an Nachwuchs konstant.

Frühes aufstehen schreckt Bewerber ab

Nur Werbung für den Beruf kann Corinna Schmitz, Verkäuferin in Eppendorf, machen. Sie lobt die tollen Kollegen und die netten Kunden. „Man erlebt jeden Tag etwas Neues und kann sich gestalterisch ausleben“, sagt sie. Sie vermutet, dass viele Bewerber der Wochenenddienst und das frühe Aufstehen (Dienstbeginn um 5.45 Uhr) abschrecken könnte.

„Einige Jugendliche sind vielleicht auch zu schüchtern. Hier muss man offen auf Menschen zugehen können“, sagt sie. Für Corinna Schmitz ist der enge Kontakt zu Stammkunden dagegen ein wichtiger Aspekt, der den Beruf ausmacht. Sie würde ihn auf jeden Fall wieder ergreifen.