Bochum. .
Die meisten der 2200 Gäste im RuhrCongress Bochum konnten am Samstag die Tränen nicht mehr zurückhalten. Es war das bisher größte Familientreffen der koreanischen Krankenschwestern und Bergleute, die vor rund 50 Jahren als Gastarbeiter ins Land kamen. Der koreanische Sender KBS, der das Treffen organisiert hatte, sorgte für rührende Szenen, als sich zwei Schwestern nach 40 Jahren auf der Bühne in Bochum wieder sahen.
Vor 40 Jahren war eine der Schwestern nach Deutschland gekommen. Fünf Jahre später ging sie mit dem griechischen Mann in dessen Heimat, kümmerte sich um ihre Schwiegermutter. Den Flug zum Heimatbesuch konnte sie sich nie leisten. Bis zum Samstag in Bochum sah sie ihre Familie nicht. Dann stand ihre Schwester auf der Bühne – und die hat sie dann an diesem Wochenende gleich mitgenommen, um ans Grab der Eltern zu gehen und eine weitere Schwester im Heimatland zu besuchen. Ein Landsmann aus Düsseldorf, der dort als Arzt arbeitet, sponserte die Flugtickets.
107 Künstler eingeflogen
„Sie hatte 35 Jahre kein Koreanisch mehr gesprochen, musste sich erst einmal an die Worte erinnern“, berichtet Haeng-Ja Fischer, die „Botschafterin Koreas in Bochum und Deutschland“, die kräftig mitgewirkt hatte, um das Familientreffen am Samstag auf die Beine zu stellen.
Den Gästen im Ruhr-Congress bot sich eine große Show, bei der 107 eingeflogene Künstler aus Korea für Musik und Unterhaltung sorgten - alles auf Koreanisch. Begrüßt wurden die ehemaligen Gastarbeiter nicht nur von koreanischen Politikern, sondern auch von Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz und Bundestagsmitglied Axel Schäfer (beide SPD). Schäfer betonte in seiner Ansprache beim offiziellen Empfang, dass er einen besonderen Zugang zum Thema habe, da seine Großmutter damals selbst einen koreanischen Ingenieur bei sich aufgenommen hatte, von dem er als Kind einiges über die ostasiatische Kultur erfahren hatte.
„Ihre Arbeit hat mitgeholfen“
Ottilie Scholz dankte den ehemaligen Gastarbeitern. Vor laufenden Fernsehkameras wurde ihre Rede ins Koreanische übersetzt. „Ihre Arbeit hat mitgeholfen, dass Deutschland in den Zeiten des Aufbruchs wirklich dieses wirtschaftliche Wunder erleben konnte. Dafür meinen herzlichen Dank an Sie alle.“ Gerade im Ruhrgebiet, dem kulturellen Schmelztiegel, habe das friedliche Miteinander und Kennenlernen anderer Lebensweisen eine lange Geschichte und Tradition. Dieser gegenseitige Respekt sei immer wichtiger - gerade in Zeiten zunehmender Globalisierung.
Bei der Feier unter vielen anderen mit dabei: Nam-Sook Do, die 1975 als eine der letzten südkoreanerischen Gastarbeiterinnen nach Bochum kam. Auch sie ist ein Beispiel gelungener und beruflich erfolgreicher Integration: Seit 2007 ist sie leitende Krankenschwester im OP des St. Josefs-Hospitals in Linden. Nam-Sook Do lacht, blickt zurück und auch mit Optimismus voraus: „Seit 38 Jahre arbeite ich jetzt schon hier. Meine 45 Jahre für die Rentenversicherung werde ich auch noch voll kriegen.“