Bochum. Teilnehmer eines Integrationskurses haben Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz besucht. Sie berichteten von ihren Problemen im Alltag, nannten aber auch Wege zum Erfolg. „Rausgehen, deutsche Freunde suchen und vor allem: sich in Vereinen anmelden.“
Leicht verlegen rutschen die Frauen noch auf ihren Stühlen, im großen Empfangssaal des Bochumer Rathauses. Sie alle kamen vor vielen Jahren nach Bochum, die Teilnehmer des Integrationskurses vom Wissenschaftlichen Privatinstitut für Integration und Sprache (WIS). An diesem Tag werden sie Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz von ihren Geschichten erzählen: Von ihren Problemen, die sie im Alltag erfahren, von den Schwierigkeiten des Ankommens, in einem für sie fremden Land.
Da ist die 33 Jahre alte Linda: Die Frau aus Syrien lebt seit drei Jahren in der Stadt, ihre Tochter schreibt in der Grundschule nur Einsen und Zweien. Trotzdem soll sie auf die Hauptschule: „Wieso nicht Gesamtschule?“ fragt Linda. Eine dreifache Mutter möchte wissen: „Warum haben meine Kinder, alle hier geboren, einen deutschen Pass, ich aber nicht?“
Schnell Deutsch gelernt
Und auch Sara Basergan, 36 Jahre alt, seit 15 Jahren in Bochum, erzählt, wie sie damals als Asylantin fünf Jahre lang kein Anrecht auf einen Deutschkurs hatte. „Ohne Aufenthaltsgenehmigung ist das halt so: Und damals dauerten die Prüfverfahren noch ewig.“ Dennoch lernte die Frau aus dem Nordirak rasch die deutsche Sprache.
Ihr Mann hatte einen Kiosk, da kam sie täglich mit Kunden in Kontakt. „Anschließend jobbte ich in einer Eisdiele. Seither kann ich auch noch etwas italienisch“, sagt die hübsche Frau und lacht. Seit einem Jahr darf die Mutter zweier Söhne endlich am Sprachkurs teilnehmen, ihr gutes Deutsch, das sie sich selbst beigebracht hat, noch perfektionieren. Mittlerweile arbeitet sie sogar im WIS, in der Kinderbetreuung.
Der Ehemann verließ die Familie
Integration ist für sie längst mehr als nur ein Wort, sie lebt es in Perfektion, gibt alles an ihre beiden Kinder, elf und sechs Jahre alt, weiter. Der Schlüssel zum Erfolg? „Rausgehen, deutsche Freunde suchen und vor allem: sich in Vereinen anmelden.“ Ihre Jungs sind sehr musikalisch, spielen Gitarre und Klavier in der Musikschule, Schach im Verein und nehmen an den Kursen am Kumon-Lerncenter in Altenbochum teil. Gewiss, es ist nicht immer einfach für die nun alleinerziehende Mutter, die damals der Liebe wegen nach Bochum kam. Vor drei Jahren verließ ihr Mann die Familie, ging zurück in den Irak.
Sara Basergan aber will bleiben, fühlt sich längst heimisch in Bochum, weiß das vielfältige Angebot zu schätzen, vor allem aber die Hilfe ihrer deutschen Freunde. So wie alle Frauen hier. Saras Credo lautet: „Wartet bei Problemen nicht auf Hilfe. Geht hinaus und sagt: Hier bin ich, bitte helft mir.“