Bochum.

Wenn sich am heutigen Donnerstag bei angekündigter Brutkasten-Hitze die Ratsmitglieder versammeln, dürften sie die Auslobung für das Viktoriaquartier mit einer gewissen Erleichterung auf den Weg geben. Denn nur wenige Hundert Meter weiter am Ostring sind Fachleute dabei, das Gerüst vor dem ehemaligen Gymnasium fertigzustellen. Dies ist Voraussetzung für den Abriss des altehrwürdigen Gebäudes. Denn erhalten bleibt nur die Backsteinfassade.

Wie der Niederlassungsleiter des für Bochum zuständigen Dortmunder Bau- und Liegenschaftsbetriebs des Landes, Helmut Heitkamp, auf Anfrage mitteilt, soll noch in dieser Woche das gewaltige Gerüst stehen. Es sichert die Fassade, die zusätzlich auch noch von Innen stabilisiert werde. „Dann können wir – voraussichtlich ab diesem Montag – mit dem Abriss beginnen“, so der Vertreter des Bauherrn optimistisch.

250 Pfähle werden gesetzt

Auf der Fläche dahinter haben die Bagger in den letzten Wochen bereits ganze Arbeit geleistet. Die Baugruben für die Kellergeschosse des künftigen Justizzentrums sind fertiggestellt. Nach Auskunft des BLB gibt es jedoch gewisse Schwierigkeiten mit dem Baugrund. Über die Jahrhunderte der städtischen Entwicklung an dieser Stelle seien etliche Aufschüttungen entdeckt worden. Kurz: Es muss eine sogenannte Pfahlgründung vorgenommen werden.

Insgesamt werden rund 250 Betonpfähle gesetzt. Je nach Beschaffenheit des Untergrunds wird bis zu 25 Meter tief ins Erdreich gebohrt. Heitkamp: „Es wird dann ein Betonraster gelegt. Vorher muss der Baugrund aber noch nach Hinterlassenschaften des zweiten Weltkrieges abgesucht werden.“ Zwar habe die routinemäßige Auswertung des alliierten Bildmaterials keine konkreten Hinweise geliefert. Aber vor allem in einem solchen innenstadtnahen Bereich müsse immer von Blindgängern ausgegangen werden.

Ein spottbilliges Grundstück

Es sei davon auszugehen, dass die vorbereitenden Arbeiten rund ein halbes Jahr dauern könnten. Aller Voraussicht nach hat die Kanzlei Aulinger, deren L-förmiges Bürogebäude direkt neben der Bahnstrecke bereits weit vorangeschritten ist, bereits ihr neues Domizil bezogen, wenn vermutlich im Januar die Arbeiten für den Rohbau des Justizzentrum beginnen. Denn je schneller das 100-Millionen-Projekt Justizzentrum hochgezogen ist, desto schneller dürfte es im Herzen der Innenstadt weiter gehen.

Denn dort liegt der Mindestverkaufswert des riesigen Filet-Grundstücks in 1A-Lage an der Viktoriastraße bei gerade einmal 16,75 Millionen Euro. Und dies wiederum ist eine Summe, die im Vergleich zu den zu erwartenden Umsätzen in einem wie auch immer gestalteten Einkaufscenter geradezu lächerlich anmutet.