Bochum. Die Kneipe Oblomow hat nach dem Brandschaden vom November wieder geöffnet. Wolfgang Fritsch betreibt das Szenelokal schon seit 1976.

Oblomow ergibt sich gänzlich der Faulheit, dem Müßiggang und der Passivität. Die Romanfigur des russischen Schriftstellers Iwan Gontscharow ist Namenspatron der schon seit den 70er Jahren in Bochum existierenden Traditionspinte Oblomow, die in der letzten Woche nach einer langen Pause am Ostring wiedereröffnete.

Am 13. November 2012, gegen halb sechs morgens, erhielt Werner Fritsch einen Anruf: „Schnell, schnell, das Oblomow brennt“. Der Wirt suchte noch kurz nach einem Feuerlöscher (!) und fuhr zur Kneipe. Dort standen aber bereits fünf Löschfahrzeuge. Drinnen seien kleine Explosionen zu hören gewesen, berichtet Fritsch. „Die Schnapsflaschen. Alle Fenster sind ebenfalls geborsten“. Auf 190.000 Euro belief sich der Schaden, den der in einem Mülleimer entstandene Schwelbrand verursacht hatte.

Student wird Wirt

Fritsch ist seit 1976 Oblomow-Wirt. Der damalige Pädagogik-, Anglistik- und Sowi-Student bekam die Chance in das Wirts-Kollektiv einzusteigen, inzwischen ist er alleine der Macher. Bis 1998 befand sich das in alternativen Kreisen geschätzte Lokal am Hellweg im ersten Stock.

Anfang der 90er Jahre wurde das Oblomow durch den Comiczeichner Jamiri berühmt: „Die Küchenschaben haben die Macht übernommen“ hieß es bei ihm - zu sehen: riesige Insekten mit Kochmützen in der Küche. „Wir hatten nie ein Ungeziefer-Problem“, lacht Fritsch. Und stellt klar: „Der Auslöser waren unsere recht wild aussehenden Studenten, die die Pizza machten. Die nannten wir wegen ihrer Optik Küchenschaben. Das hat der Zeichner wohl umgesetzt.“ Ende der 90er musste das Lokal umziehen, fand neue Heimat im Schatten des Terminals. „Inzwischen hab ich das ganze Haus gekauft“, sagt Fritsch.

Jedermann-Kneipe nach irischer Tradition

Das von vielen feuchtfröhlichen Legenden umrankte Oblomow ist nach wie vor alles andere als eine gesetzte gutbürgerliche Gaststätte. Eher eine subkulturell aufgeladenen Bierschwemme mit kleiner Küche. Die wird nun vom nebenan liegenden Imbiss „Ghandi“ (ein anderer Held der Passivität) übernommen. Dem Wirt schwebt als Ideal eine typische Jedermann-Kneipe nach irischer Tradition vor, mit mehreren Generationen an Gästen und viel Musik. „Vielleicht kommen ja bald auch die Angestellten des neuen Justizzentrums auf einen Kaffee“, hofft er.

Kleine Veranstaltungen

Das jetzt eröffnete Oblomow wurde rundum erneuert, mit verbessertem Schallschutz und modernem Kühlsystem. Fortan plant der Gastwirt kleine Veranstaltungen im Hinterraum - dort wo aber weiterhin Billard, Kicker und Dart zu Hause sind.

Oblomow live: täglich ab 10.30 Uhr. Ab der nächsten Saison gibt es hier auch wieder Pay-TV-Fußball zu sehen.