Bochum. . Das St. Antoniusstift steht vor der Zwangsräumung. Bis zum 31. Mai sollen die 48 Bewohner das Alten- und Pflegeheim an der Humboldtstraße verlassen und in andere Einrichtungen wechseln. Die 50 Mitarbeiter, die Senioren und viele ihrer Angehörigen sind empört.
Seit fünf Jahren ist das Antoniusstift ausgelagert. So lange währen Pläne der katholischen Kirche, das Altenheim an der Bessemerstraße neu zu bauen bzw. im entkernten Gotteshaus einzurichten. Wie zuvor das St. Marienstift zog 2008 das Antoniusstift „vorübergehend“ ins ehemalige IG-Metall-Verwaltungsgebäude an der Humboldtstraße. Zwei Jahre sollte das Provisorium dauern. 2010 verlängerte die Stadt die Erlaubnis bis Mai 2013.
Gebaut wird an der Bessemer Straße bis heute nicht. „Weil die Stadt den Antrag auf Baugenehmigung blockiert und ständig neue Unterlagen einfordert. Dabei ist längst alles komplett“, behauptet Geschäftsführerin Ulla Tameling. „Weil der Antrag unvollständig und deshalb nicht genehmigungsfähig sind“, entgegnet das Baudezernat.
Nun soll die Hängepartie ein schnelles Ende finden. Die Bitte des Antoniusstiftes auf zwei weitere Übergangsjahre an der Humboldt-straße wurde abgelehnt. „Wir mussten so handeln. Das Gebäude entspricht in keiner Weise den heimrechtlichen Anforderungen. Die Gefahr, dass den Bewohnern etwas passiert, ist zu groß“, bekräftigt Stadtbaurat Ernst Kratzsch. Zuletzt habe auch ein Gutachten des Medizinischen Dienstes dem Haus die Heim-Tauglichkeit abgesprochen.
Zweifel an Schließung durch die Stadt
Bei einer Info-Veranstaltung der Stadt im Kolpinghaus ließen zahlreiche Beschäftigte, Senioren und Angehörige ihrer Wut und Enttäuschung am Donnerstag freien Lauf: „Die Leute fühlen sich hier wohl!“ – „Wir wollen hier nicht weg!“ Erst 2011, betont Geschäftsführerin Ulla Tameling, seien 188.000 Euro für barrierefreies Wohnen investiert worden. Mehrere Bewohner leideten wegen der Aufregung unter Durchfall und Bauchschmerzen.
Sozialamtsleiter Dr. Heide Ott ließ gleichwohl keinen Zweifel, dass die Stadt die Schließung durchsetzen werde: „Es geht nicht mehr weiter.“ „Selbstverständlich“ biete die Sozialbehörde ihre Hilfe bei der Suche nach neuen Heimplätzen an. Die seien in den verschiedenen Einrichtungen im Stadtgebiet und gerade auch im Bereich der Innenstadt ausreichend vorhanden. „Jeder kann Wünsche äußern. Wir versuchen, sie zu erfüllen, und sind gerne beim Antragsverfahren behilflich.“
Auf den Bewohnern lastet auch finanzieller Druck. Ab dem 1. Juni ist das St. Antoniusstift kein anerkanntes Altenheim mehr. Damit würde hier die Sozialhilfe wegfallen.