Bochum. Der Autohersteller Opel baut ab dem Jahr 2015 keine Autos mehr in Bochum. Die Produktion werde zum Jahresende 2014 eingestellt, beschloss der Aufsichtsrat der General-Motors-Tochter auf Vorschlag des Vorstands am Mittwoch in Rüsselsheim.

Aus mit Ansage: Der krisengeschüttelte Autobauer Opel schließt sein Werk in Bochum Ende 2014. Der Aufsichtsrat besiegelte das Ende der Fahrzeugproduktion in der Fabrik im Ruhrgebiet am Mittwoch, indem er den Plan des Vorstands durchwinkte. Das Aus für das 50 Jahre alte Werk Bochum, wo derzeit mehr als 3000 Menschen für Opel arbeiten, war erwartet worden, nachdem die Opelaner dort Ende März dem Sanierungskonzept des Managements ihre Zustimmung verweigert hatten. Im Gegenzug für Zugeständnisse der Beschäftigten hatte der Autohersteller angeboten, den Pkw-Bau erst Ende 2016 zu schließen und 1200 Arbeitsplätze im Lager und einer Komponentenfertigung zu erhalten.

Opel teilte weiter mit, es gebe keine Entscheidung, wo ab 2015 der Familienwagen Zafira gebaut werde, der im Moment in Bochum produziert wird. "Wir haben hier mehrere Optionen", hieß es. Der Betriebsratschef des Bochumer Werks, Rainer Einenkel, forderte in der "Rheinischen Post" die Belegschaften der anderen Standorte auf, die Übernahme der Zafira-Fertigung zu verweigern. Im "Deutschlandfunk" sagte er, seiner Ansicht nach hätten ohne Bochum auch die anderen Opel-Fabriken keine Zukunft. In der Vergangenheit habe es sechs oder sieben Schließungspläne gegeben. "Und wir haben es im Clinch mit der Geschäftsleitung immer wieder gezeigt und immer wieder aufgezeigt, dass man auf Bochum eigentlich überhaupt nicht verzichten kann." In Nordrhein-Westfalen hingen 40.000 Menschen vom Opel-Werk ab. Der Autobauer kündigte an, nach "Anschlusslösungen für die Menschen in Bochum und in der Region" zu suchen.

Opel haftet Verlierer-Image an

Betriebsratschef Einenkel warnte zudem vor dramatischen Auswirkungen für die Marke. Nach Jahren der Krise und der internen Konflikte mit zahlreichen Chef- und Strategiewechseln haftet Opel ein Verliererimage an. War der Rüsselsheimer Traditionshersteller einst ein ebenbürtiger Rivale von Volkswagen, Europas größtem Autobauer, rangiert die Marke heute deutlich weiter hinten. Zudem leidet Opel wie die Konkurrenten PSA Peugeot Citroen, Renault oder Fiat unter der Konzentration auf Europa. Wachstum in anderen Teilen der Welt, vor allem in China und den USA, geht an diesen Herstellern weitgehend vorbei. Rote Zahlen, Rabattschlachten und Sparprogramme sind die Folge.

Die US-Konzernmutter General Motors hatte Opel 2009 eigentlich verkaufen wollen. Nach langem Hickhack entschieden sich die Amerikaner aber anders und sanieren die verlustreiche Tochter seither unter eigener Regie. Mit der IG Metall verständigte sich das Management auf einen Sparplan, der die Verschiebung von Lohnerhöhungen vorsieht. Im Gegenzug erhalten die Werke Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach mehrjährige Produktionszusagen. Nur die Belegschaft in Bochum hatte dem Sanierungskonzept nicht zugestimmt.

Auch interessant

52820846--198x148.jpg
Von Ulf Meinke und Stefan Schulte

Opel darf nun auch auf Wachstumsmärkten Fahrzeuge verkaufen

Erst in der vergangenen Woche erneuerte die GM-Spitze bei einem Besuch in Deutschland ihr Bekenntnis zur Tochter Opel, die seit 1929 zu dem US-Konzern gehört. In das kränkelnde Europageschäft wollen die Amerikaner vier Milliarden Euro stecken, vor allem in neue Modelle. Bis Mitte des Jahrzehnts soll die Gewinnschwelle erreicht werden. Außerdem dürfen die Rüsselsheimer jetzt ihre Fahrzeuge auch auf Wachstumsmärkten im Ausland verkaufen, was GM bisher, aus Sorge um andere Konzernmarken, nicht gutgeheißen hatte. China, der größte Pkw-Markt der Welt, ist dabei aber außen vor - die Investitionen in die Marke seien dort zu teuer. Opel soll sich stattdessen auf Russland und die Türkei konzentrieren, weil dort die Marke schon einen guten Ruf habe.

Zudem will GM, dass Opel seine Probleme zu Hause löst. Als Verkaufsregion sei Europa größer als Nordamerika, heißt es beim Mutterkonzern. "Diesen Markt werden wir nicht der Konkurrenz überlassen." Allerdings kennt der Absatz in Europa seit anderthalb Jahren nur eine Richtung: abwärts. Im März schrumpfte die Zahl der Neuzulassungen den 18. Monat in Folge. Ein baldiges Ende der Talfahrt ist nicht in Sicht. Autoexperte Peter Fuß von der Unternehmensberatung Ernst & Young rechnet damit, dass der Abwärtstrend "mindestens noch ein Jahr" anhalten wird. (rtr)