Bochum.
Und weiter geht’s mit den Geschichten vom Pütt. Nach wie vor trudeln täglich Einsendungen unserer Leser in der Redaktion ein. Herzlichen Dank dafür! Die schwarzen Zeiten in Bochum, sie sind noch nicht ganz vergessen.
Kohlenkinder war sie allesamt, die Kinder im alten Ruhrpott. Wie auf dem Foto zu sehen ist, konnte das sogar Spaß bedeuten. Das hat auch WAZ-Leserin Margot Kerkhoff aus Eppendorf so in Erinnerung. „Wir waren die Kohlenkinder der Zeche Neuruhrort in Dahlhausen. Vom Sudholzweg am Wasserturm vorbei, links hinterm letzten Haus, ging es ‘runter zur Zeche“, weiß sie noch.
Weil die Zeiten nach dem Krieg karg waren, zogen die Kinder mit dem Eimer los, um am Verladeplatz liegengebliebene Kohlebrocken einzusammeln. „Zwei volle Eimer am Tag mussten es schon sein!“ – Einmal, weiß sie noch, durften die Kinder durch die Rutsche, auf der sonst die Kohlen in die Lastwagen rutschten, ins Innere des Ladeplatzes kriechen und dort einen Nachmittag lang spielen. „Kohlrabenschwarz kamen wir abends nach Hause. In der Küche die Sitzbadewanne, die auf uns wartete, um aus uns Kohlenkinder wieder saubere Kinder zu machen“, schreibt Margot Kerkhoff.
In den 1950/60er Jahren im Gesundheitshaus gearbeitet
WAZ-Leserin Edith Steinkamp arbeitete in den 1950/60er Jahren im Gesundheitshaus der Zeche Robert Müser in Werne als medizinisch-technische Assistentin. Robert Müser war eine der größten Bochumer Schachtanlagen, entsprechend ausgestattet war das Gesundheitshaus. Es umfasste ein Labor und die Röntgenanlage, mit der die Kumpels – Stichwort: Staublunge - regelmäßig untersucht wurden.
Im Erdgeschoss befand sich die Verbandsstube mit Sanitätern und dem Werksarzt Dr. Schönfelder, im Obergeschoss arbeitete ein Masseur, und es gab auch eine Sauna. Steinbachs Zeit fiel in die Zeit der Anwerbung der „Gastarbeiter“, da war die Verständigung manchmal schwierig. Ein Beispiel: „Ich habe einem angehenden Kumpel einen Becher gegeben und ihn gebeten, mir das Wasser (also Urin) zu bringen. In der Tat brachte er mir nach einiger Zeit den Becher zurück – mit Leitungswasser!“
Wieder andere Erinnerungen an den Pütt hat Peter Zontowski, der in Langendreer aufgewachsen ist. Viele Väter aus Zontowskis „Ecke“ arbeiteten auf Zeche Mansfeld – bis die Kohlenkrise auch deren Schließung erzwang.
Zontowski schreibt: „Schornstein und Hallen wurden gesprengt, sogar der Förderturm, und ich stand mit meiner Schulklasse in gebührender Entfernung und sah zu, wie sich alles in Staub und Schutt auflöste. Einige der alten Männer hatten feuchte Augen. An der Zechenmauer, ich war 15, gab ich zum ersten Mal einem Mädchen einen Kuss, und wir lehnten uns gegen die alten Ziegel von Mansfeld“.