Bochum. . Unsere Leser bleiben am Ball: Zur WAZ-Aktion „Geschichten vom Pütt“ landen täglich neue Einsendungen auf dem Redaktionsschreibtisch. Mehr und mehr ergibt sich ein facettenreiches Bild der Erinnerungen an den Bergbau in Bochum.
Unsere Leser bleiben am Ball: Zur WAZ-Aktion „Geschichten vom Pütt“ landen täglich neue Einsendungen auf dem Redaktionsschreibtisch. Mehr und mehr ergibt sich ein facettenreiches Bild der Erinnerungen an den Bergbau in Bochum.
WAZ-Leserin Dagmar Sandkühler aus Eppendorf verwahrt eine Radierung aus dem Nachlass ihres Vaters. Die Grafik von 1952 zeigt Bergleute bei ihrer Arbeit im Stollen. „Als Kind glaubte ich, einer der Abgebildeten sei mein Vater“, schreibt die Leserin, die sich zum Thema ganz eigene Gedanken macht: „Häufig wird ja aus heutiger Sicht die Arbeit unter Tage verklärt. Gab es nicht auch immer junge Männer, die Angst im Stollen hatten, sie aber verdrängen mussten, um ja als ,ganzer Kerl’ und nicht als ,Memme’ dazustehen?“, fragt sie sich.
Zucker versüßte das Pferdeleben
Zu den Zechen gehörten nicht nur die Fördertürme und Kohlenzüge, sondern auch die Grubenpferde. Marie-Luise Wendland aus Gerthe weiß noch, dass viele ihrer Verwandten, die alle Bergleute waren, oft von den Grubenpferden erzählt haben. „Ich hatte als Kind immer Mitleid mit den Pferden, die manchmal ein ganzes Leben unter Tage verbringen mussten. Die Kumpels brachten Zucker mit, um dem Grubenpferd das Leben im wahrsten Sinne des Wortes zu versüßen“, schreibt die Leserin.
Das hört man wirklich immer wieder: Das Pferd war einst für die Bergleute wirklich ein „Kumpel“, eine große Hilfe bei der schweren Arbeit. Lokomotiven und Förderbänder waren damals noch nicht überall verbreitet.
Schlange stehen in der Lohnhalle
Damals, als die Schlote noch rauchten, gab es auch noch keine Kreditkarten und kein Girokonto. Es wurde bar ausgezahlt, jede Zeche hatte eine Lohnhalle, in der die Kumpels am Abschlagtag Schlange standen.
Dass das, zumal im Krieg, nicht unproblematisch war, weiß Heinz Esken, der in seiner Lehrzeit auch sechs Monate im Lohnbüro war, und eines Tages zur Restlohnzahlung auf Zeche Constantin Schacht 2 an der Herner Straße abkommandiert wurde.
„Der Lohnbeamte, ein zackiger Mann, wies mich bei meiner helfenden Tätigkeit der Restlohnzahlung ein. Erst legte er die Dienstpistole an den Schalter, denn wurden die Geldscheine nach Sorten an meiner Tischseite aufgereiht. Der erste Kumpel reichte die Abschlagkarte hinein, der Beamte nannte den Betrag und ich reichte ihm die Summe von dem Geldpacken, die er zum Empfänger weiterschob. Plötzlich Fliegeralarm! Klappe zu, alles eingepackt, Pistole eingesteckt und ab zum Luftschutzstollen. Schimpfende Kumpels blieben zurück“, schreibt unser Leser Heinz Esken.