Bochum. . Als Vatta noch auf Zeche ging: Die Redaktion startet eine Leseraktion und sucht Erinnerungen und Fundstücken aus der längst vergangenen Zeit des Bochumer Bergbaus. Haben Sie besondere Erinnerungen an die “schwarzen Zeiten“ in Bochum, Bilder oder andere Dokumente? Dann schreiben Sie uns!

Vor 40 Jahren schloss mit der Zeche Hannover/Hannibal Bochums letzter Pütt, ging die über 200-jährige Bergbautradition unserer Stadt zu Ende. Die Erinnerung an diese Zeiten verblasst zusehends, Technik und Wissen von früher kann man heute im Bergbaumuseum nachspüren, aber wie es wirklich war, das Leben vorm Pütt, werden die Nachgeborenen niemals mehr wirklich verstehen.

Rauchende Schlote

Auch, wenn die Zeit der rauchenden Schlote lange vorbei ist, sind die Erinnerungen an die Bergbaujahre in den Köpfen der älteren Bochumer noch lebendig. Etwa, was die Kulisse der Zechen angeht, die alle anders aussahen und sich doch alle glichen. Da waren die stählernen Fördertürme, auf denen sich flink die Räder drehten, da waren die Kamine der Maschinen- und Kesselhäuser, an denen Tag und Nacht eine schwarze Rauchfahne hing. Da war das Rauschen der Förderseile und das Poltern der Holzstempel, das Scheppern der stählernen Loren auf dem Zechenplatz. Und da war der Pfiff der rangierenden Lokomotive mit den hoch beladenen Kohlewaggons.

So gut wie jeder Stadtteil hatte seine Hauszeche. Sie hieß „Lothringen“ in Gerthe, „Prinz Regent“ in Weitmar, „Robert Müser“ in Werne, „Präsident“ in Hamme, „Hannover“ in Hordel, „Hannibal“ in Hofstede, „Constantin der Große“ in Riemke/Grumme, „Dahlhauser Tiefbau“ in Dahlhausen, „Mansfeld“ und „Bruchstraße“ in Langendreer, „Dannenbaum“ in Laer, „Friedlicher Nachbar“ in Linden - wer zählt die Türme, nennt die Namen…

Mit den Bergwerken einher ging die besondere soziale Struktur des alten Ruhrgebiets. In den Kolonien, die mit den Schachtanlagen entstanden waren, gab es Konsum-Läden („Tante Emma“), viele Kinder, Blumenkästen auf der Fensterbank und den Klüngelskerl, den Schrottsammler, der alle paar Wochen mit Pferd und Wagen vorbei kam. Und die Taubenschwärme, die um die Dächer schwirrten - viele Kumpel waren Taubenväter.

Erbsen- und Graupensuppe

Diese alten Zeiten sollen nicht verklärt werden, sie waren anstrengend und alltäglich wie alle Zeiten, aber es stimmt auch, dass Nachbarschaft und Kameradschaft damals vielleicht noch eine andere Rolle spielten als heute. Die Arbeit unter Tage war gefährlich, das Geld trotz vergleichsweise guter Bezahlung meist knapp. Montags kamen die Reste vom Sonntagsessen auf den Tisch, samstags gab’s Erbsen- oder Graupensuppe, nur sonntags „richtig“ Fleisch. Das Leben hatte aber seine schönen Seiten. Wenn in der Zinkwanne gebadet wurde. Wenn die Männer abends im Garten Skat kloppten. Wenn die Frauen sich zum Kaffeeklatsch trafen und die „Kröten“ auf dem Tretroller die Welt eroberten.

Haben Sie, liebe Leserin, lieber Leser besondere Erinnerungen an die „schwarzen Zeiten“ in Bochum? Dann schreiben Sie uns! (WAZ Redaktion, Huestr. 25, 44787 Bochum, Stichwort: Pütt).

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