Bochum. . Ganz schön dreist: Ausgerechnet im Bochumer Gerichtsgebäude haben unbekannte Täter einen brachialen Einbruch hingelegt. Sie schweißten eine Stahltür auf und plünderten eine Geldkassette in der Gerichtskasse. „Die Täter sind hochprofessionell vorgegangen“, sagte Gerichtssprecher Michael Rehaag auf WAZ-Anfrage.

Das nennt man wohl ganz besonders dreist: Unbekannte Einbrecher haben ihr Unwesen ausgerechnet dort getrieben, wo sonst Einbrüche verurteilt worden - im Bochumer Gericht. Mit schwerem Gerät sind sie an der Osterfeiertagen in die Gerichtskasse eingebrochen und haben eine relativ niedrige vierstellige Summe erbeutet. An eine weitere, viel höhere Geldsumme kamen sie nicht heran. „Die Täter sind hochprofessionell vorgegangen“, sagte Gerichtssprecher Michael Rehaag am Mittwoch auf Anfrage der WAZ.

Der dreiste Coup wurde am Dienstag um 6.45 Uhr entdeckt. Irgendwann in der Zeit seit Gründonnerstag um 16 Uhr waren sie über ein massives Stahlgittertor auf den Innenhof des Justizkomplexes am Husemannplatz geklettert. Im Gepäck hatten sie eine Aluleiter und einen Schweißbrenner samt Gasflasche. Mit der Leiter kletterten sie an die Rückseite der Räume der Gerichtskasse. Dort gibt es - anders als im normalen Eingangsbereich der Kassenräume - keine Alarmanlage. Von der Leiter aus versuchten die Einbrecher, die Scheibe einzuschlagen, doch als dies misslang, hebelten sie das Fenster kurzerhand auf und richteten dabei einen großen Schaden an.

Täter scheiterten an weiterer Stahltür

Nun standen sie im Schalterraum, wo Bürger Geldbeträge einzahlen können oder auch ausbezahlt bekommen, zum Beispiel Zeugengeld. Das Glas über der Durchreiche, ein schusshemmendes Material, brachen sie feinsäuberlich aus dem Rahmen, denn zum Einschlagen ist dieses Glas zu robust. Durch das Loch gelangten die Einbrecher in den Kassenraum (wo kein Geld vorhanden war) und machten sich mit einem Schweißgerät an der Stahltür zu schaffen, hinter der sie einen Haufen Bargeld vermuteten.

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Sie brannten ein großes Rechteck aus der Tür heraus und kamen in den Tresorvorraum, wo sie eine Geldkassette in einem Stahlschrank aufbrachen. Den Inhalt, eine niedrige vierstellige Summe, steckten sie ein. Hinter einer weiteren Stahltür wollten sie aber noch viel mehr Beute machen. Dort lagerte in einem Tresor eine niedrige fünfstellige Summe. Doch für diese Tür waren die Täter nicht stark genug. Trotz rabiaten Bearbeitens gaben sie auf.

Gasflasche warfen die Täter in einen Teich im Gerichtshof

Ganz ohne weitere Beute flüchteten sie aber trotzdem nicht vom Tatort. Im benachbarten Büro eines „Anweisungsbeamten“ (prüft Geldauszahlungen) brachen sie eine historische Geldkassette auf. 30 Jahre alt ist das Schmuckstück, eine schöne Hinterlassenschaft eines pensionierten Beamten. Darin lagerte Geld, das die Justizmitarbeiter für private Telefonate abdrücken müssen - rund 90 Euro. Die schöne Geldkassette hätten die Täter gar nicht kaputt machen müssen; der Schlüssel lag in einer Schreibtischschublade.

Die Gasflasche für das Schweißgerät ließen die Einbrecher am Tatort zurück. Auch ihre Leiter nahmen sie nicht mehr mit. In unmittelbarer Tatortnähe wohnen zwar zwei Hausmeister des Gerichts. Trotzdem blieb der Einbruch unbemerkt.

Den ganzen Dienstag über war die Gerichtskasse nicht geöffnet. Erst musste der Schaden beseitigt werden.

Die Kripo bittet um Zeugenhinweise: Tel 0234/909 4131.