Bochum. 150 Teilnehmer des Ostermarsches Ruhr legen in Bochum einen Zwischenstopp ein. Podiumsdiskussion im Bahnhof Langendreer. Friedensplenum: Es ist gar nicht leicht, debattierfreudige Politiker zu finden.

Rüstungsexport - Wie ist das mörderische Geschäft zu stoppen?“ Zu diesem Thema trafen rund 150 Friedensfreunde am Ostersonntag im Rahmen des diesjährigen Ostermarsches Ruhr zu einer Podiumsdiskussion im Bahnhof Langendreer zusammen. Mit dabei auch Marion (55) und Peter (57) Köster aus Essen: „Es gibt nichts Wichtigeres als Frieden. Militärausgaben kosten den Staat viel Geld. Dieses Geld wird von sozialen Projekten abgezogen. Das ist nicht verständlich.“

Zusammen mit etwa 50 Gleichgesinnten schwingen sich die Kösters für ihre Überzeugung am Sonntagmorgen in Essen trotz eisiger Temperaturen in den Sattel. Die Fahrradetappe führt sie am zweiten Tag des Ostermarsches Ruhr von Essen über Gelsenkirchen, Wattenscheid und Herne nach Bochum-Langendreer.

Deutschland ist weltweit der drittgrößte Waffenexporteur

Um 16.30 Uhr kommen sie schließlich durchgefroren am alten Bahnhofsgebäude an. Hier können sie sich aufwärmen, Süppchen essen, Energie tanken und an der an-schließenden Diskussion mit Sevim Dağdelen (Die Linke) und Serdar Yüksel (SPD) teilnehmen. Moderiert wird die Runde von Michael Hermund (ehemaliger DGB Vorsitzender). Martin Budich vom Friedensplenum Bochum berichtet vorab, wie schwierig es gewesen sei, Abgeordnete für die Podiumsdiskussion zu gewinnen - ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl.

Dabei sei das Thema mehr als brisant. Deutschland sei weltweit der drittgrößte Waffenexporteur. Waffen aus deutschen Rüstungsschmieden würden auch in aktuelle Krisenregionen geliefert. Sevim Dağdelen erklärt: „Besonders in Konfliktgebiete wird geliefert. Die Proliferation erfolgt nicht nur durch Exporte sondern auch durch kostenlose militärische Ausbildungs- und Ausstattungshilfe. Dies steht bislang nicht in der öffentlichen Debatte, ein Fehler.“ Budich vom Friedensplenum Bochum stimmt zu: „Die Proliferation ist nicht mehr kontrollierbar. Waffen sind immer da, um eingesetzt zu werden. Es ist ein Ausdruck von Perversion des Denkens, dass das Geschäft mit dem Tod Arbeitsplätze sichert. Das ist unmoralische Politik“.

Selbstkritisch gesteht Serdar Yüksel in der Diskussion Fehler der Rot-Grünen Regierung ein. „Wir müssen dem Zivilen wieder Vorrang geben. Deutschland muss die diplomatische Karte ziehen. Weg von Waffenexporten hin zu einer zivilen Konfliktregelung“ fordert der SPD-Politiker. Die Kösters aus Essen haben kein Verständnis für die aktuelle Außenpolitik: „Wir halten es für unverständlich und inakzeptabel, dass ein Land mit einer solchen Vergangenheit, sich nicht vordergründlich für den Frieden einsetzt.“ Mit dieser Meinung sind sie nicht allein.