Wattenscheid. .
Wenn die Friedensbewegung in der Hellwegstadt Halt macht, darf die traditionelle Kartoffelsuppe nicht fehlen. Bei den Temperaturen am Ostersonntag war der Eintopf aber nicht nur Stärkung, sondern zugleich eine wärmende Abwechslung. Immerhin startete der Ostermarsch Rhein/Ruhr bereits um 10 Uhr in Essen, per Fahrradkorso ging es für die über 100 Teilnehmer über Gelsenkirchen nach Wattenscheid.
Konkrete Ziele der Bewegung
Vor der Friedenskirche machte zunächst Antifa-Sprecher und Ostermarsch-Urgestein Hannes Bienert mit zahlreichen Forderungen an die Politik deutlich, wie wichtig die Themen der Friedensbewegung auch heute noch sind – über 50 Jahre nach den Anfängen der Ostermärsche in Deutschland: „Wir fordern den sofortigen Abzug aller deutschen Truppen im Ausland. Wir fordern den Stopp aller Rüstungsexporte. Wir fordern die Schließung der Nato-Zentrale“, füllte Bienert das diesjährige Motto „Von Deutschland muss Frieden ausgehen! Nein zu Krieg und Rüstungsexporten – atomwaffenfrei jetzt!“ mit konkreten Zielen.
Vorab machten die Ostermarschierer auch Station an den Stelen, die an die 87 Wattenscheider Männer, Frauen und Kinder jüdischen Glaubens erinnern, die ihr Leben während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft verloren haben oder nach wie vor verschollen sind. Felix Oekentorp von der Deutschen Friedensgesellschaft kündigte für die Zukunft einen regelmäßigen Stopp am Nivellesplatz an, um den Opfern der Shoa zu gedenken.
Die Leitbilder der Friedensbewegung skizziert der 85-jährige Bienert bereits seit 1960 mit. Damals trafen sich die ersten Friedensbewegten in Köln, er war mit vor Ort und holte seinerzeit den Ostermarsch in die Alte Freiheit. Als Treffpunkt diente in den 60ern der Gertrudisplatz. Gäste, teils aus Großbritannien angereist, schliefen im Ludwig-Steil-Haus.
Ostermarsch-Aktivisten aus Europa sind in der heutigen Zeit eher selten geworden, insgesamt wird die Gruppe kleiner. Bienert ist der Bewegung jedoch treu geblieben, genau wie seine Mitstreiter Willi Hoffmeister (80) und Jupp Knop, der in zwei Wochen gar seinen 90. Geburtstag feiert. „Doch so lange, wie man ein Ziel vor Augen hat, wird der Mensch nicht wirklich alt“, sagt Bienert. Daher dürfen die Friedensbewegten sicher sein: Auch in den kommenden Jahren wird vor der Friedenskirche Kartoffelsuppe serviert.