Gelsenkirchen. . Die Mehrheit der Friedensmarschierer und -radler gehörte auch diesmal der Gründergeneration der Friedensmärsche an. Umso mehr warben die Redner Gelsenkirchener Stadtgarten nicht nur für einen Stopp von Waffenexporten aus Deutschland, sondern auch um jugendliche Mitstreiter für die Sache des Friedens.

Um halb zwölf traf die hundert Mann starke Fahrradkolonne im Gelsenkirchener Stadtgarten ein. Die Fahrräder mit Fahnen und „Peace“-Aufschriften geschmückt, die Radler meist Angehörige der 68er-Generation, die seit Gründung der Friedensbewegung für mehr Frieden kämpfen. Sie wurden am Musikpavillon mit Beifall von den Gelsenkirchenern empfangen.

Unter ihnen war auch Ayten Kaplan von der Gelsenkirchener Linke. Sie sei nicht nur als Parteianhängerin hier, betont sie. „Wir reden immer von Demokratie und davon, dass wir in den Kriegsländern demokratische Hilfe leisten wollen. Aber warum verkauft Deutschland dann Waffen an diese Länder? Warum unterstützen wir damit den Krieg? Das muss aufhören“, sagt sie.

Eine andere Teilnehmerin teilt Kaplans Sicht: „Es geht der Politik immer nur um den wirtschaftlichen Aspekt. Das ist traurig, denn eigentlich müssten wir schauen, wo der Frieden in Gefahr ist.“

Katja Erzkamp hält an diesem Tag für das Friedensforum die traditionelle Rede nach der Kranzniederlegung am Mahnmal. Seit vielen Jahren nimmt sie am Ostermarsch teil, organisierte am Karsamstag das O-Ton-Festival gegen Krieg und Faschismus im Paul-Loebe-Haus (siehe Seite 4). In ihrer Rede kritisierte Erzkamp die aktive Werbung der Bundeswehr. „Es kann nicht sein, dass die Bundeswehr in der ‘Bravo’ wirbt und dabei gegen die UN-Kinderrechtskonventionen vorgeht und niemand etwas dagegen unternimmt. Kinder dürfen nicht für Krieg geworben werden. Außerdem klärt die Bundeswehr nicht genug über ihre Arbeit auf“, so Erzkamp. Die Bundeswehr habe eine gute PR-Abteilung, die genau wisse, dass sie in der „Bravo“ Spaß am Wehrdienst und in der „Neo“ gute Bildungschancen vermittle. „Werbung für die Bundeswehr sollte gar nicht erst stattfinden“, befand die Rednerin.

Leo Kowalt kennt Katja Erzkamp schon viele Jahre. Er organisiert das Treffen am Musikpavillon während des Ostermarsches Rhein-Ruhr seit 2001. Er entschied sich für Katja Erzkamp, weil sie vor allem auch jungen Leuten „die Augen öffnen“ wolle in Bezug auf den Frieden.

Klezmerlieder am Mahnmal

Als weiteren Programmpunkt spielte Norbert Labatzki Klezmer-Lieder am Mahnmal. „Jedes Jahr versuchen wir, etwas Neues zu machen“, sagt Kowalt zu der Planung. Für ihn ist Krieg nur ein Mittel der Politik, das leider immer die Unschuldigen trifft.

Der Ostermarsch Rhein-Ruhr hat auch in Gelsenkirchen eine lange Tradition. Seit 1961 gehen die Gelsenkirchener am Ostersonntag für den Frieden auf die Straße, um ein Zeichen zu setzen: Gegen den Krieg, gegen den Waffenexport und gegen das Töten von Zivilisten.