Bochum. Pädagogen aus Bochum haben einen Protestbrief an das Wissenschaftsministerium geschrieben. Grund dafür sind die zu großen Hürden vor dem Studienzugang. Es könne nicht sein, dass ein Durchschnitt von 2,0 nicht ausreiche, um einen Studienplatz zu kriegen. Die Pädagogen sehen Handlungsbedarf.
Da ist den Leitern und Leiterinnen der zehn Bochumer Gymnasien auf ihrer letzten gemeinsamen Sitzung der Bezirksdirektorenkonfernenz quasi unisono der Kragen geplatzt. Der Grund: Aufgrund des „Abitur-Doppeljahrgangs“ sehen sie zu große Hürden vor dem Zugang zum Studium. Doch die Pädagogen machen aus ihrem Ärger etwas und schreiben einen Protestbrief.
„Betrogene Versuchskaninchen“
Direkt an das nordrhein-westfälische Schul- und zur Sicherheit in Kopie auch ans Wissenschaftsministerium geht das Schreiben. Unterzeichnet ist es von Bernhard Arens, Schulleiter des Theodor-Körner-Gymnasiums und Vorsitzendem der Direktorenkonferenz. Getrieben von der Sorge von allein in Bochum Hunderten junger Menschen, die an die Universitäten drängen, steht dort: „Die Verunsicherung der Schülerinnen und Schüler ist mittlerweile groß – manchmal ist es durchaus schon Resignation oder Wut. Viele Schülerinnen und Schüler fühlen sich als ‘betrogene Versuchskaninchen’.“ Es gehe jetzt darum, „die jungen Menschen der kommenden Jahrgänge nicht ‘verloren’ gehen zu lassen und verstärkt in die Zukunft zu investieren“.
2,0 Notenschnitt reicht nicht mehr aus
Im Gespräch mit der WAZ unterstreicht Arens das Anliegen der Schulleiter nachdrücklich: „Unser Schreiben fußt auf einer einstimmigen Entscheidung. Es geht doch schließlich um die Zukunft der Kinder und Jugendlichen.“ Es könne nicht sein, dass ein Notendurchschnitt im Abitur von 2,0 heute nicht mehr ausreiche, um einen Studienplatz zu erhalten. Schon jetzt versuchten viele junge Menschen durch einen Auslandsaufenthalt oder durch ein freiwilliges soziales Jahr Zeit zu gewinnen. „Was bleibt von aller Rhetorik und allen Hochglanzbroschüren, die den Doppeljahrgang an den Universitäten willkommen heißen, übrig?“, heißt es an anderer Stelle des Briefes, der auch an die Landtagsfraktionen, die Bezirksregierung und andere Stellen geschickt worden ist.
Der Schulleiter des Graf-Engelberg-Gymnasiums, Dirk Gellesch, sieht akuten Handlungsbedarf, selbst wenn etliche Abiturienten, wie oben erwähnt, versuchen etwas Zeit zu überbrücken: „Aber was wird denn aus den jungen Menschen 2014 oder 2015? Das kann doch keine Lösung dieses drängenden Problems sein.“ Diese Abschottung der Universitäten sei nicht hinnehmbar. Gellesch spricht von einer „organisierten Verantworungslosigkeit und das vor der unbedingten Notwendigkeit, gerade jetzt Verantwortung zu übernehmen.“ Der jetzige Doppeljahrgang könne leicht zu einer regelrechten „Bugwelle“ von studierberechtigten Menschen werden, die zu einer frustrierenden Perspektivlosigkeit verdammt würden.