Düsseldorf. . Der doppelte Abiturjahrgang 2013 könnte die NRW-Hochschulen vor unlösbare Probleme stellen, warnt der Philologenverband NRW. 50.000 Schüler mehr als 2012 hätten zum Wintersemester eine Studienberechtigung, aber nur für einen Bruchteil gebe es zusätzliche Studienplätze. Die Unis sehen sich gut vorbereitet.

Der Philologenverband NRW warnt beim doppelten Abiturjahrgang 2013 vor einem „Studier-GAU“ aufgrund völlig unzureichender Studienkapazitäten an Hochschulen. Mit 179.000 Abiturienten liege die Zahl der Studierberechtigten um rund 50.000 höher als 2012, rechnete Verbandssprecher Peter Silbernagel vor. Deshalb sei es „ehrgeizig“ anzunehmen, dass der Ausbau um 5900 Studienplätze ausreichen werde. Mit Sorge verfolgt der Philologenverband die kräftige Ausweitung der Numerus-Clausus-Fächer.

Die Landesrektorenkonferenz (LRK) der Universitäten in NRW sah die Lage weniger dramatisch, verwies aber darauf, dass die Prognose der Studienanfängerzahlen bereits im Wintersemester 2012/13 um 17 Prozent überschritten wurde.

820 Millionen Euro für Studentenzuwachs

Zwar stellt der Hochschulpakt 2013 mit 820 Millionen rund ein Drittel mehr Mittel in NRW zur Verfügung als geplant. Die Uni-Rektoren merkten aber an, dass über 70 Prozent der Bachelor-Absolventen einen Masterstudiengang anstreben. Dafür sei im Hochschulpakt keine Vorsorge getroffen.

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Die Fachhochschulen in NRW sehen sich räumlich und personell im Prinzip „gut aufgestellt“ für die hohe Zahl von Studienanfängern. Ein Problem gibt es aus Sicht der FH-Rektoren bei der Wohnraumsituation und Verpflegung der Studierenden.

Schon ab 2014 weniger Studenten?

Viele Hochschulen fürchten allerdings einen Rückgang der Studienanfängerzahlen bereits ab 2014. Das Centrum für Hochschulentwicklung erwartet, dass nach 125.700 Studienanfängern in NRW 2013 bereits 2017 die 100.000er-Marke unterschritten wird. 2025 nehmen nach der Modellrechnung nur noch 86.400 junge Leute ein Studium in NRW auf.

Vor diesem Hintergrund denkt der Präsident der Hochschule Niederrhein, Hans-Hennig von Grünberg, darüber nach, wie das Personal bis 2020 auf ein „haushaltsfinanzierbares Maß“ zurückgeführt werden und welche Flächen man dann wieder „entmieten“ kann.

Die Ministerin wiegelt ab

Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) hat derweil an die Schüler des doppelten Abiturjahrgangs 2013 appelliert, sich keinesfalls vom Studium abschrecken zu lassen. Mit dem Blick auf die alarmierenden Appelle des Philologenverbandes wiegelt die Ministerin ab: "Was man sagen kann ist, dass nahezu jeder in Nordrhein-Westfalen einen Platz kriegen wird. Allerdings nicht immer am Wunschort im Wunschfach."

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Auch von Zulassungsbeschränkungen sollte sich niemand abhalten lassen, bekräftigte die Ministerin. Zwar sei in diesem Wintersemester etwa jeder zweite Studiengang mit einem Numerus Clausus belegt. Die Vorgabe liege teilweise aber nur bei einem Abiturnotendurchschnitt im Dreier-Bereich. Viele kämen bei der Auswahl der Hochschulen letztlich auch unterhalb der NC-Hürde zum Zuge.

Die Landesregierung hat für den doppelten Abiturjahrgang bis 2020 zusätzlich zehn Milliarden Euro vorgesehen - unter anderem für studentischen Wohnraum. "Bezahlbare Wohnungen bleiben Mangelware in begehrten Großstädten wie Köln, Düsseldorf, Aachen oder Münster", sagte Schulze. Die Engpässe könnten aber nicht allein durch den Neubau von Studentenwohnheimen gelöst werden.

Gefragt seien auch kreative Lösungen. So würden in einigen Kommunen Hotels oder Armeebestände für solche Zwecke umgebaut. Für Investoren gelte: "Wer jetzt studentischen Wohnraum baut, kann sicher sein, dass er in den nächsten Jahren auch Studierende dort haben wird. Die Nachfrage wird auch nach 2020 nicht so zurückgehen, dass es nicht mehr lohnte, zu investieren." (mit dpa)