Bochum. Gabriele und Uwe Schadwinkel sammeln Spenden für eine Delfintherapie für ihren Sohn Nils. Dieser ist mehrfach schwerbehindert.
Der neunjährige Nils kann aufgrund einer infantilen Zerebralparese, einer Körperbehinderung, die durch Hirnschädigungen verursacht wurde, vieles nicht machen, was für Gleichaltrige selbstverständlich ist. Er ist nicht fähig zu laufen, selbstständig zu essen, oder zu sprechen. Nach der Geburt sei er direkt acht Wochen im Krankenhaus gewesen, erzählen seine Eltern Gabriele (45) und Uwe Schadwinkel (50). „Er war ein Wunschkind“, so Gabriele Schadwinkel, doch erinnert sie sich noch gut an den Schock, als ihr die schwere Behinderung des Sohnes, äußerst unsensibel vom Arzt mitgeteilt worden sei.
Kontakt zu anderen Kindern hatte der Sohn anfangs kaum gehabt – dies änderte sich erst im integrativen Kindergarten. „Der war so toll“, loben die Eltern die Arbeit des Kindergartens. Doch sie wünschen sich weitere Fortschritte für ihr Kind und setzen auf eine, bei Medizinern und Tierschützern umstrittene Delfintherapie.
Bericht von einer Bekannten
Eine Bekannte der Familie, die ein schwerbehindertes Kind hat, berichtete ihnen von den eigenen Erfahrungen mit einer Delfintherapie. Die Altenbochumer Eltern wollen diese teure tiergestützte Therapieform nun auch ausprobieren. Doch es fehlen Gelder. Sie entschieden sich für ein Delfintherapieanbieter auf der Insel Curacao auf den Niederländischen Antillen. Etwa 13.000 Euro soll die zweiwöchige Therapie kosten, ein Betrag den die Eltern nicht komplett alleine aufbringen können. So sucht das Paar derzeit nach Spenden. Bekannte, die Kirchengemeinde, der Bäckereibetrieb, in dem Gabriele Schadwinkel arbeitet, ein Oldtimerclub und ein örtlicher Fußballverein würden sie bereits unterstützen, so das Ehepaar.
Auch das im Mai für Nils eintreffende Kommunionsgeld solle in den Topf für die Delfintherapie gelangen. Ebenso hängten sie Spendenaufrufe aus. Angesprochen auf die Kritik von Ärzten an der Wirksamkeit der Therapieform sagt der Vater: „Wenn wir es nicht versuchen, wissen wir es nicht, ob es klappt.“ Die Eltern erzählen, dass bereits kleine Verbesserungen des Zustandes des Sohnes ein riesiger Sprung nach vorne seien: „Wir freuen uns über jede Kleinigkeit,“ Mögliche kleine Verbesserungen seien den Versuch wert, so die Eltern. Sie setzen ihre Hoffnungen also auf die Delfine – und darauf den dafür nötigen Geldbetrag zusammenzubekommen.
Delfintherapien: Eine umstrittene Behandlung
Die Eltern von Nils stecken viel Energie in ihren geliebten Sohn. Viel Zeit mussten sie in die Bewilligung von Mitteln, wie dem Rollstuhl des Jungen, stecken, erzählen sie. Eine vorhergegangene Reittherapie ermöglichten sie aus eigenen Mitteln. „Die Reittherapie hat am Anfang viel gebracht“, so die Mutter. Doch nachdem ein Pferd seinen Kopf sehr nah zu Nils an den Rollstuhl streckte, fürchtet er die Tiere. Die Hoffnungen ruhen nun auf der Delfintherapie: „Wir haben keine falschen Vorstellungen, dass er etwa reden oder laufen können wird“, so Gabriele Schadwinkel. Die Eltern erzählen, mit wie viel Freude er darauf reagiert, wenn er Flipper im Fernsehen sieht.
Sie würden sich über kleine Fortschritte freuen, sagt sie. Tiergestützte Therapieformen sind nicht ungewöhnlich, doch gerade Delfintherapien stehen häufig in der Kritik – sei es von Medizinern oder von Tierschützern. Die Leiterin des Münchener Büros der Tierschutzorganisation „Whale and Dolphin Conservation“ findet, dass andere Tiere besser geeignet seien: „Delfintherapien sind ein großes Geschäft. Die Interaktion von Mensch und Tier muss nicht mit Delfinen erfolgen. Man kann sehr gute Alternativen finden, die geringere Kosten verursachen und nicht auf Kosten der Tiere gehen.“