Bochum.
Wenn das Fieber steigt und die Kleinen vor Schmerz wimmern, gibt es für die meisten Eltern oft nur eine Lösung: ab ins Krankenhaus. Nicht angenehmer wird die Situation, wenn extrem lange Wartezeiten von drei Stunden und mehr anstehen. „Gerade in Zeiten, wo die Praxen über längere Zeit geschlossen haben, kann das passieren“, bestätigt Prof. Dr. Manfred Ballmann, stellvertretender Leiter der Kinderklinik St. Josef. Hinzu kommt: In den vergangenen 14 Jahren stieg die Zahl der Notfälle von 8000 auf 18.000 pro Jahr.
Allein in den Stoßzeiten wie zwischen Weihnachten und Neujahr reiche bereits ein Notfall auf der Station aus, um die Ambulanz zeitweise zum Stillstand zu bringen. „Dann stößt das System eben an seine Grenzen.“ Gleichwohl betont Ballmann, das Haus könne nicht über mangelnde Besetzung klagen: „Es steht immer ein Facharzthelfer auf der Station und ein Facharzt für die Notfallaufnahme zur Verfügung – und das 24 Stunden.“ Sollte ein akuter Notfall eintreten, werde umgehend der Oberarzt herbeigerufen. „Dennoch habe ich schon Wartezeiten von bis zu fünf Stunden erlebt“, gesteht er.
"Wir befinden uns in einer komfortablen Situation“
Ein Ärgernis, das sich oftmals vermeiden ließe, wenn die Eltern vermehrt den kinderärztlichen Notdienst nutzen würden, sagt Dr. Michael Dönig, Kinderarzt an der Hans-Böckler-Straße. „Der kinderärztliche Notdienst in Bochum ist bestens geregelt. Wir befinden uns in einer komfortablen Situation.“
Er sieht eher ein Kommunikationsproblem im Krankenhaus selbst. „Die Kinderklinik könnte ja mal vermehrt darauf hinweisen, dass wir Notdienst haben.“ So könne man die Situation entzerren. Der Mediziner berichtet von Tagen, an denen „beim Notdienst nichts los war“. Natürlich trifft das nicht unbedingt auf die Feiertage zu, denn auch hier ist es meist rappelvoll. Dennoch bevorzugen viele Eltern den Gang in die Klinik. „Dabei ist die qualitative Versorgung ebenbürtig“, so Dönig.
Professor Ballmann sieht eine gute Lösung in einem Modell, das es bereits in Dortmund und Köln existiert. Hier findet der Notdienst der niedergelassenen Kinderärzte in der Klinik selbst statt. „Sollten die Kinder dann doch stationär aufgenommen werden müssen, wären sie bereits vor Ort.“ Dönig indes ist dagegen: „Dann hätten die Patienten ja nur noch eine Anlaufstelle, statt wie bislang zwei.“