Bochum. Eier gibt es beim Lebensmittelhändler, auf dem Wochenmarkt, natürlich auch beim Erzeuger selbst. Nun gibt es eine neue Spielart: Auf dem Hof Schulte-Schüren in Bochum-Stiepel kann man Wurst und Eier per Knopfdruck „ziehen“. Und dies sogar rund um die Uhr.

Fritz Jäkel hat das System sofort durchblickt. Seit vielen Jahren kommt der rüstige Rentner mit dem Rad zum Bauernhof Schulte-Schüren nahe am Stiepeler Kloster, um sich hier mit Eiern und Wurst einzudecken – und nebenher mit Bäuerin Rita ein nettes Schwätzchen zu halten. Doch seit ein paar Wochen hat in dem traditionsreichen Familienbetrieb die moderne Technik Einzug gehalten. Ein Automat versorgt die treue Kundschaft mit allem, was die Tiere und das Land hergeben. Egal ob frische Eier, Wurst, Kartoffeln oder Schmand: Das alles gibt es hier auf Knopfdruck.

„Find ich klasse“, sagt Fritz Jäkel und steckt einen Fünf-Euro-Schein in den Schlitz. Eine Dose Eisbein mit Mett (3 Euro) soll es sein. Jäkel drückt die Tasten 5 und 2 – und ähnlich wie am Cola-Automaten im Bahnhof plumpst das Eisbein wie von Zauberhand in den Schacht. Zwei Euro gibt’s retour. „Dann kann ich auch außerhalb der Öffnungszeiten vorbei kommen“, meint Jäkel und packt die Dose in seinen Fahrradkorb. Stimmt, der Automat arbeitet rund um die Uhr. Nur auf das Schwätzchen mit Bäuerin Rita müsste Fritz Jäkel dann natürlich verzichten.

Die Idee für ihren Eierautomaten, der weit und breit einzigartig sein dürfte, hatten die Brüder Guido (41) und Mike (38), die den Bauernhof seit dem Tod ihres Vaters Ewald vor drei Jahren leiten. „Wir sind oft gefragt worden, warum wir am Sonntagmorgen keine Eier verkaufen“, erzählt Guido. Frische Brötchen gibt es sonntags meist beim Bäcker. „Nur das passende Frühstücksei dazu bekommt man nicht mal an der Tankstelle.“

Der Automat hat einen Wert von rund 10.000 Euro

Diese Marktlücke nutzten Guido und Mike clever aus und bestellten einen Automaten. „Den gibt es auf Bauernhöfen sonst nur in Bayern“, meint Mike. Und weil ein solch technisch kompliziertes Gerät nicht zum Schnäppchenpreis bei Ebay zu haben ist (Wert: etwa 10 000 Euro), bauten die Brüder gleich noch ein Holzhäuschen drumherum, in der eine Videokamera installiert ist. „Sicher ist sicher“, sagt Mike. „Obwohl nie viel Bargeld in dem Automaten liegt.“ Und Eierdiebe hat man in Stiepel auch schon seit einer Weile nicht mehr gesehen.

Seither läuft der Automat wie eine Eins. Der normale Verkauf bei Mutter Rita nebenan geht zu den üblichen Öffnungszeiten dienstags bis samstags zwar weiter, doch vor allem abends und am Wochenende würde der Automat tüchtig ins Rotieren kommen. „Wir haben schon ganze Gruppen von Jugendlichen hier gesehen, die sich zu später Stunde mit Eiern eindecken und auf ihrer Party Rührei machen.“

Ein kleiner Aufzug befördert die Eier sicher durch den Schacht

Hier liegt übrigens auch ein kleines Problem: Rohe Eier (6 Stück: 1,50 Euro) sind zart besaitet und schnell zerbrechlich. Den Sturz durch den Automaten bis hinab in den Ausgabeschacht würde kaum ein Ei heil überstehen. Doch hier haben die Brüder Schulte-Schüren mitgedacht: Ein kleiner Aufzug saust durch den Automaten und befördert die Ware sicher nach unten. Und jeden Morgen wird der Automat frisch nachgefüllt.

Nummer drücken, Geld einwerfen und frische Zwiebelmettwurst ziehen: Die Brüder Guido und Mike hoffen, dass sich ihr Eierautomat eines Tages rentiert. „Sonst würde sich der ganze Aufwand ja nicht lohnen“, sagt Guido. Einen Nachteil hat der coole Kasten allerdings: „Ein bisschen mit den Kunden plaudern kann er nicht“, meint Mike. Das nette Schwätzchen gibt es eben nur nebenan: bei Bäuerin Rita.