Bochum. Ein Ei ist nicht wie das andere: Produktion und Kontrollwege in der Lebensmittelindustrie unterscheiden sich, je nach Anbieter und Konzept. Ein Bio-Händler und ein Landwirt mit hofeigenem Eierverkauf berichten, warum ihre Eier im Zweifelsfall vertrauenswürdiger sein können als in normalen Supermärkten.

Der Pferdefleisch-Skandal ist noch nicht verdaut und schon tischt die Lebensmittelindustrie die nächste Sauerei auf.

Millionen Eier seien falsch deklariert als Bio-Eier in den Handel gelangt, berichtete die Presse am vergangenen Wochenende. Die Eier sollten von Hühnern stammen, die nicht so gehalten und gefüttert worden seien, wie es die EG-Bio-Verordnung vorsehe, so der Vorwurf. In den Fokus bei diesem Betrug geraten derzeit vor allem Legebetriebe in Niedersachsen.

Naturkostverbände haben andere Vorgaben

Hier in Bochum gibt es einige auf Bio-Lebensmittel spezialisierte Supermärkte. Die WAZ fragte im Biokauf an der Wittener Straße nach, ob der aktuelle Skandal ihn betreffen könnte. „Ich beziehe meine Eier aus Süddeutschland und habe von meinem Großhändler noch keine Information darüber erhalten, dass unsere Eier betroffen sein könnten“, sagt Inhaber Robert Noeckel.

Der Händler von Naturkostwaren führt Gründe auf, warum er sich über die Herkunft seiner Eier weniger Sorgen macht. Er erläutert, dass in Bio-Supermärkten die Großhändler oftmals andere sind als in herkömmlichen Supermärkten. Viele der im Naturkostfachhandel angebotenen Waren – und eben auch die Eier – werden von Naturkostverbänden wie Demeter oder Bioland kontrolliert. Die Vorgaben dieser Verbände für die Produktion von Bio-Lebensmitteln sind, was etwa Fütterung und Haltung von Tieren betrifft, noch einmal andere als bei der EG-Bio-Verordnung. „Das sind Handelsbeziehungen, die über Jahrzehnte gewachsen sind“, sagt Noeckel.

Eine bewusste Lebensentscheidung

Er erläutert, dass der Handel mit Naturkostwaren für ihn eine bewusste Lebensentscheidung war. „Ich frage mich schon manchmal, wo die Supermärkte plötzlich die ganzen Bio-Lebensmittel herbekommen und wer die produziert?“, sagt er. Der Profit stehe da vermutlich doch häufig im Vordergrund und eben nicht eine tiefe Überzeugung, dass Bio besser ist, schätzt er.

Der Bochumer Landwirt Jörg Grünendiek hält 250 Hühner und verkauft die Freilandeier auf dem Hof. Er kann sich die Lebensmittelskandale nur über die Massenproduktion erklären. Grünendiek sagt, es könne sein, dass durch die Menge der Eier, solche Betrugsfälle vorerst unentdeckt blieben. „Heute hat mich direkt eine Dame vom Veterinäramt angerufen und gefragt, ob ich Bio-Eier verkaufe. Also, die Kontrollen hier funktionieren“, schmunzelt er.

Besuche von Veterinäramt und Ordnungsamt seien auf seinem Hof normal. Sie überprüften Haltung und Fütterung der Tiere. Auch müsse er all das dokumentieren, erläutert Grünendiek. „Also, wenn ich mir so etwas erlauben würde, würde ich wohl ganz schnell in Handschellen abgeführt“, vermutet er.