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Wer heute noch wehmütig an den Kaugummi-Automaten denkt, ist vom alten Schlag. Denn in Essen treibt die Automaten-Kultur skurrile Blüten: Nach Gold und Pizza kann vor allem die Stiletto-geplagte Frau nun auch Ballerinas am Automaten ziehen.

Sie stillen den Durst auf Kaffee, die Sucht nach Zigaretten, bewahren vor Knöllchen, befriedigen den süßen Zahn: Ja, so ein Automat ist richtig praktisch, wenn er denn mit Scheinen und Münzen ausreichend gefüttert wird. Wer jetzt wehmütig an den ersten Ring aus dem Kaugummi-Automaten denkt, ist heute wirklich vom alten Schlag: In Essen treibt die Automaten-Kultur mittlerweile ziemlich skurrile Blüten.

Etwa im Naked. In der Diskothek an der Rottstraße wurde vor gut einem halben Jahr ein Automat für schmerzgeplagte Frauen mit Stiletto-Vorliebe aufgestellt. Nach durchtanzten Nächten auf hohen Hacken kann sich die Partykönigin dort ein Paar flache Ballerinas ziehen (das sind die kleinen, fast sohlenfreien Schläppchen, bei denen Mann sich meistens fragt, ob Frau die als Relikt aus dem Kindergarten-Turnbeutel aufbewahrt hat).

„Ich fand die Idee einfach witzig und unsere Gäste auch“

Stolze neun Euro kostet das Paar. Dafür kann man zwischen den Farben schwarz, violett und silber wählen und sich von seinen Blasen verabschieden. Naked-Geschäftsführerin Yu-Jin Chung entdeckte den außergewöhnlichen Automaten und bestellte ihn direkt bei Isabella Fendt. Die Münchener Studentin vertreibt ihre außergewöhnliche Idee mittlerweile bundesweit. In NRW ist Essen jedoch noch die einzige Stadt, in der es die weichen Einweg-Schuhe sprichwörtlich „to go“ gibt. „Ich fand die Idee einfach witzig und unsere Gäste auch. Leider wird der Automat nicht so rege frequentiert, da sich viele junge Frauen die Wechselschuhe direkt selbst mitbringen“, sagt Yu-Jin Chung. Für Damen, die gerne auf großem Fuß leben, wäre die Erfindung aus München ohnehin nichts: Der Automat hat nur die Schuhgrößen 35 bis 40 auf Lager.

Skurrile Automaten

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    Eine etwas breitere Zielgruppe - weil unabhängig von Schuhgröße und Geschlecht - dürfte der Pizza-Automat im Limbecker Platz ansprechen. Ende März stellte Entwickler und Pizza-Bäcker Giovanni Cusimano dort den bundesweit ersten automatischen Pizzabäcker auf. Innerhalb von 70 Sekunden wird die Pizza, die in drei Geschmacksrichtungen angeboten wird, auf einem Pappteller serviert. Vier Euro kostet die italienische Spezialität, die so gar nicht im Sinne der Azzurro zubereitet wird, dafür aber erstaunlich satt macht.

    Ein Gramm bis eine Unze Gold zum Mitnehmen

    Wer nicht nur in das Sättigungsgefühl investieren will, muss nur wenige Minuten gehen: Ebenfalls im Limbecker Platz wurde 2010 ein Goldautomat aufgestellt, der sich vor allem in Zeiten schwankender Weltwirtschaft als wahre Goldgrube für den Betreiber erweist. Mehrere Male war der Automat in den vergangenen Monaten sogar schon ausverkauft. Der Preis ist an den Echtzeitpreis gebunden. Das Angebot reicht von einem Gramm bis zu einer Unze, bezahlt werden kann bequem mit Kreditkarte. Und wer das Gold erstmal in den Händen hält, mag auch keinen Nostalgie-Gedanken mehr an den Plastikring aus dem Kaugummi-Automaten verschwenden.