Düsseldorf/Oldenburg. .

Nach dem Skandal um verstecktes Pferdefleisch in Fertig-Lasagne mit Rinderhack zeichnet sich eine neue Welle von Lebensmittel-Betrügereien ab: Über Jahre könnten in Deutschland ­Millionen Hühnereier als Bio- oder Freilandware verkauft worden sein, obwohl die Hennen auf engstem Raum gehalten wurden.

Die Staatsanwaltschaft Oldenburg ermittelt gegen rund 150 Landwirtschaftsbetriebe in Niedersachsen – fast jedes fünfte Unternehmen im Land. Etwa 50 weitere Verfahren gab sie an Ermittler in anderen Bundesländern ab, betroffen sind laut „Spiegel“ neben Niedersachsen vor allem Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern, aber auch Unternehmen in Belgien und den Niederlanden.

Ein Sprecher des Düsseldorfer Umweltministeriums erklärte dazu am Sonntag, bisher seien noch keine Fälle bekannt, die NRW-Betriebe ­beträfen. Unterlagen aus Niedersachsen seien aber angefordert: „Wir gehen der Sache nach.“

Das Großverfahren gegen meh­rere hundert Betriebe hatte die Staatsanwaltschaft Oldenburg im September 2011 eingeleitet. Betroffen seien verschiedene Haltungsformen. Neben Freiland- und Boden- gibt es auch die Käfighaltung, deren konventionelle Form in Deutschland seit 2010 verboten ist. Freilandeier dürfen nur als „Bio“ in den Handel, wenn ­bestimmte Futtermittel- Auf­lagen erfüllt sind.

Dem „Spiegel“-Bericht zufolge wurden über Jahre Millionen Bio-Eier verkauft, die so nicht hätten deklariert werden dürfen. Ermittelt wird nun wegen möglicher Verstöße gegen das Lebensmittel- und das Futtermittelgesetzbuch sowie das ökologische Landbaugesetz, erklärte die Staatsanwaltschaft Oldenburg. Verstöße könnten mit Geldstrafen oder Haft bis zu einem Jahr geahndet werden. Auch Betrugsvorwürfe würden geprüft. Ob und wann Anklage erhoben wird, sei offen. Niedersachsens Regierung hielt die Verfahren bislang geheim, um die Ermittlungen nicht zu gefährden.