Bochum. ...ist nicht immer eine Operation erforderlich. 200 Leser erfuhren beim WAZ-Nachtforum, dass die meisten Bandscheibenleiden von allein verschwinden.

„Manche wachen morgens damit auf.“ Prof. Dr. Kirsten Schmieder weiß: Ein Bandscheibenvorfall kann jeden treffen. Einfach so. Ohne Vorwarnung. Ohne unmittelbar erkennbare Ursache.

Wie man diese und weitere Erkrankungen an der Hals- und Lendenwirbelsäule therapiert und notfalls operiert, erfuhren 200 Leser beim WAZ-Nachtforum in Langendreer. „Wenn der Nerv klemmt“, hieß es am Donnerstag in der voll besetzten Cafeteria des Knappschafts-Krankenhauses. Prof. Schmieder, Direktorin der Neurochirurgischen Klinik, und zwei Oberärzte informierten über Leben und Leid mit der Wirbelsäule – jenes fragile Gerüst, das trotz Leichtbauweise große Lasten tragen kann, mit seinen empfindlichen Knochen, Bandscheiben und Nervenbahnen aber höchst anfällig für Verschleiß und Verletzungen ist.

Schmerzen bei jeder Bewegung

Millionen Menschen haben Last mit der Bandscheibe. „Sie bildet den Puffer bei jeder Bewegung“, erklärt Prof. Schmieder. Im Alter verliert dieser Puffer seine Elastizität. Schmerzen werden zum ständigen Begleiter. Werden sie trotz Medikamenten unkontrollierbar, strahlen in Beine und Arme aus und werden von einem Taubheitsgefühl begleitet, wird zur Operation geraten.
Beim Bandscheibenvorfall könne auf eine OP oft verzichtet werden, betonte Privatdozent Dr. Martin Barth. „Bei vielen Bandscheibenvorfällen muss man nichts machen. Sie gehen von alleine wieder weg“, versichert der Leitende Oberarzt der Neurochirurgischen Klinik.

Risiko für erneuten Vorfall bei 15 Prozent

Müssen Teile der Bandscheibe, die in den Wirbelkanal vortreten, dennoch entfernt werden, sei die Aussicht auf Heilung groß. Die eingeklemmten Nerven werden entlastet, die Wirbelsäule wird mit Schrauben und Metall- und Kunststoffeinsätzen stabilisiert. 80 Prozent der Patienten werden vom Schmerz befreit, so Dr. Barth. Das Risiko eines erneuten Bandscheibenvorfalls beziffert er auf 15 Prozent. Derzeit werde ein Implantat erprobt, das als Barriere gegen einen neuen Vorfall fungieren soll. „Es bleibt abzuwarten, ob sich die Methode bewährt.“

Deutlich geringer sind die Erfolgsaussichten bei Schädigungen des Rückenmarks. Zwar seien Operationen an der Halswirbelsäule „grundsätzlich sicher. Die Gefahr einer Querschnittslähmung liegt bei unter einem Prozent“, schildert Klinik-Oberarzt Dr. Christopher Brenke. Die Erfahrungen besagen jedoch, dass bei Eingriffen am Rückenmark nur bei jedem dritten Patienten eine Besserung eintritt. „Das ist kein Werkstattbesuch mit Austausch von Teilen. Ziel muss es daher sein, dass es zumindest zu keiner Verschlechterung kommt“, so Dr. Brenke.

Vorträge im Internet

Die Vorträge des WAZ-Nachtforums können wie immer auf der Internetseite des Knappschaftskrankenhauses nachgelesen werden. Die Adresse:
www.kk-bochum.de. Das nächste WAZ-Nachtforum in Langendreer findet am Donnerstag, 13. Juni, statt. Dann geht es um die Endoprothetik, also künstliche Hüft-, Knie- oder Schultergelenke. Im September folgt ein WAZ-Nachtforum zum Thema Schwindel. Im November wird der Bauchschmerz behandelt. Die WAZ berichtet noch ausführlich über die Medizintreffs.