Bochum. . Mehrfach hat sie mit ihrem Ehemann Peter (64) China bereist. Fotos in ihrem behaglichen Heim in Witten-Heven zeugen von der Faszination der asiatischen Natur und Kultur. Vera Wellenkötter ist zuversichtlich, bald wieder die Koffer zu packen. Die 69-Jährige ist und bleibt eine Parkinson-Patientin. Doch dank eines Hirnschrittmacher geht es ihr „richtig gut“. Beim WAZ-Nachtforum Medizin berichtet sie am Donnerstag, 29. November, über den Eingriff und ihr Leben davor und danach.
300.000 Deutsche leiden an Morbus Parkinson. Die Schüttelkrankheit tritt meist mit Ende 50/Anfang 60 auf. So auch bei Vera Wellenkötter. Seit vier Jahren im Ruhestand, bemerkt die ehemalige ThyssenKrupp-Sekretärin 2003 erstmals ein Zittern im rechten Bein. „Anfangs dachte ich an Überanstrengung.“ Doch der Tremor wird stärker. Gleichfalls typisch: Die Handschrift wird zum Zeilenende hin immer winziger („Mikrographie“).
Ein niedergelassener Neurologe diagnostiziert Parkinson. Nervenzellen im Hirnstamm, die den Botenstoff Dopamin produzieren, sterben schleichend ab. Folge: Muskelzittern, Muskelstarre und verlangsamte Bewegungen. „Das war ein Schock“, erinnert sich die zweifache Großmutter.
Doch zunächst folgt eine Hoch-Zeit, die die Mediziner „Honeymoon“ nennen. Die Medikamente schlagen an; die Krankheit wird zurückgedrängt. Haushalt, Freizeit, Urlaubsreisen: „Das Zittern war weg. Drei Jahre ging alles gut“, erzählt Vera Wellenkötter.
Eingriff in Hamm-Heessen
2006 bricht das Nervenleiden mit voller Wucht aus. 14 Tage Knappschaftskrankenhaus Langendreer, neue Medikation, Trübsinn und Schmerz: Parkinson hält Vera Wellenkötter fest in den Klauen. Wieder zeigen die Tabletten Wirkung. Aber diesmal ist klar: Das bittere Ende, es wird kommen.
Fünf Jahre hält die Wittenerin mehr schlecht als recht durch. 2011 rät ihr Dr. Sabine Skodda, Oberärztin der Neurologischen Klinik in Langendreer, zur Tiefenhirnstimulation. Der Eingriff erfolgt in der Neurochirurgie der St. Barbara-Klinik Hamm-Heessen, mit der das Knappschaftskrankenhaus kooperiert. Elektroden, gespeist von einem im Brustbereich implantierten Schrittmacher, werden millimetergenau im Gehirn platziert. Die Stromimpulse sorgen für stete und stabile Nervenströme.
Seit eineinhalb Jahren lebt Vera Wellenkötter mit dem Schrittmacher. Die Kasse hat alle Kosten übernommen. Eine Heilung gibt es nicht. Doch: „Zittern und Steifheit sind verschwunden. Die Lebensqualität ist zurückgekehrt“, freut sich die Rentnerin, die nur noch fünf (statt früher 15) Tabletten schlucken muss. Komplikationen? „Keine!“ China rückt näher.
Anmeldungen erbeten
„Eingefroren im eigenen Körper“, lautet am Donnerstag, 29. November, der Titel des WAZ-Nachtforums Medizin im Knappschaftskrankenhaus Langendreer. In der Klinik-Cafeteria (In der Schornau) informieren vier Ärzte ab 19 Uhr über moderne Diagnostik und Therapie der Parkinson-Krankheit.
Prof. Dr. Uwe Schlegel, Direktor der Neurologischen Klinik, führt zum Auftakt des Nachtforums ein Patientengespräch mit Vera Wellenkötter (Bericht oben).
„Meine Hand zittert – Habe ich etwa Parkinson?“: Dr. Sabine Skodda , Leitende Oberärztin der Neurologischen Klinik, erläutert, an welchen Symptomen die „Schüttelkrankheit“ erkannt wird.
„Diagnose Parkinson – Und wie geht es jetzt weiter?“: Klinik-Fachärztin Dr. Wenke Grönheit weiß, wie Patienten dank gut abgestimmter Medikamente ihren Alltag bewältigen können.
„Die Zukunft hat schon begonnen“: Dr. Ralph E. Lehrke , Chefarzt der Neurochirurgischen Klinik in Hamm-Heessen (hier wurde Vera Wellenkötter operiert), stellt die Hirnschrittmacher vor. „Vielen Betroffenen helfen Medikamente nicht ausreichend. Weltweit gute Erfolge machen Mut, die Schrittmacher weiter zu etablieren.“
Durch den Abend führt WAZ-Redaktionsleiter Thomas Schmitt. Zwischen den Vorträgen und zum Ausklang stehen die Mediziner für Fragen bzw. persönliche Gespräche zur Verfügung. Es gibt einen Imbiss und Erfrischungen.
Der Besuch ist kostenlos. Weil die Plätze begrenzt sind, bitten wir um verbindliche Anmeldungen mit Angabe der teilnehmenden Personen unter 0 18 02/40 40 72.