Bochum. Ursache: noch immer unbekannt. Krankheitsverlauf: fortschreitend. Heilung: ausgeschlossen. Wer an Parkinson leidet, muss niederschmetternde Fakten akzeptieren. Doch es gibt auch Hoffnung: „Die Symptome der Krankheit sind inzwischen gut beherrschbar“, sagte Fachärztin Dr. Sabine Skodda beim WAZ-Nachtforum Medizin.
230 Leserinnen und Leser ließen sich am Donnerstagabend im Knappschaftskrankenhaus Langendreer über Diagnostik und Therapie der Parkinson-Erkrankung informieren. 300 000 Patienten in Deutschland, meist in der zweiten Lebenshälfte, sind „Eingefroren im eigenen Körper“, so der Titel in der voll besetzten Klinik-Cafeteria.
Nervenzellen im Hirnstamm, die den Botenstoff Dopamin produzieren, sterben schleichend ab. Bewegung, geistige Fitness und ausgewogene Ernährung sind immer gut. Zuverlässige Methoden, der „Schüttellähmung“ vorzubeugen, gibt es gleichwohl nicht. „Dazu wissen wir zu wenig über die Auslöser“, bedauert Dr. Skodda, Oberärztin der Neurologischen Klinik.
Medikamente lindern Symptome
Sicherer sind die Mediziner bei der Erkennung. Riechstörungen gelten als Vorboten. Zwar muss ein Zittern der Hände („Tremor“) nicht immer Parkinson bedeuten, sehr wohl aber schmerzhafte Muskelverkrampfungen und -starre, verlangsamte Bewegungen, gebeugte Haltung, leisere Stimme, Probleme beim Schreiben und eine maskenhafte Mimik. Gewissheit liefern Ultraschalluntersuchungen des Gehirns und die bildgebende Diagnostik im Kernspin-Tomographen.
Zwar sei keine der aktuellen Therapien in der Lage, die Krankheit zu stoppen. „Die Bewegungsstörungen können aber deutlich gelindert werden“, erklärte Dr. Wenke Grönheit, Fachärztin der Neurologischen Klinik in Langendreer. Eine individuell abgestimmte Kombination mehrerer Medikamente sorge für einen Ausgleich des Dopamin-Mangels. „Die Patienten können ihren Alltag wieder weitgehend selbstständig bewältigen“, schilderte Dr. Grönheit.
Doch was anfangs meist hervorragend funktioniert (die Mediziner sprechen vom leidensfreien „Honeymoon“, also Flitterwochen), ist nicht von Dauer. Die Wirksamkeit der Tabletten lässt nach. Zeit, mit seinem Arzt über Alternativen zu sprechen: Mit einem Pflaster werden die Wirkstoffe über die Haut aufgenommen. Wie bei Insulin können sich die Erkrankten die Arznei mit einem Pen-Stift injizieren. Dauerhaften Dopamin-Nachschub gewährleistet eine Pumpe, die am Gürtel befestigt wird. Ein Schlauch leitet den Wirkstoff wie bei einer Ernährungssonde unmittelbar in den Dünndarm.
Hirnschrittmacher sind neue Option
Wie gern würde sie mit ihrem Mann noch einmal China besuchen. Vera Wellenkötter ist zuversichtlich, dass es klappt. Die Hoffnung nährt ein Hirnschrittmacher, der bei der Parkinson-Patientin hervorragende Dienste leistet.
In einem Patientengespräch mit Klinikdirektor Prof. Dr. Uwe Schlegel berichtete die 69-Jährige beim WAZ-Nachtforum über ihre positiven Erfahrungen mit der „Tiefen Hirnstimulation“. Vor eineinhalb Jahren war die Operation in der Neurochirurgie der St. Barbara-Klinik Hamm-Heessen erfolgt, mit der das Knappschaftskrankenhaus Langendreer kooperiert. Zwei Elektroden, gespeist von einem im Brustbereich implantierten Schrittmacher, werden millimetergenau im Gehirn platziert. Die Impulse sorgen für stabile Nervenströme. „Die Zukunft“, so der Chefarzt der Hammer Klinik, Dr. Ralph E. Lehrke, „hat begonnen.“
Bilanz nach 400 Eingriffen
Zwar kämen im Einzelfall auch jüngere oder ältere Menschen, bei denen Medikamente allein kaum noch Wirkung zeigen, für die OP in Betracht. „Ideal für den Eingriff sind aber Patienten zwischen 50 und 70 Jahren mit fortgeschrittener Parkinson-Erkrankung“, schilderte Dr. Lehrke. Nach über 400 Eingriffen zieht er eine erfolgreiche Bilanz: Das Risiko sei gering (bislang habe es lediglich drei Hirnblutungen gegeben), der Nutzen extrem hoch. Vorher-Nachher-Filme dokumentieren, wie sich Parkinson-Patienten mit dem Schrittmacher wieder nahezu störungsfrei bewegen können. Die Medikamentendosis könne halbiert werden.
„Mir geht’s wieder gut“, bestätigt Vera Wellenkötter und rät allen Leidensgenossen, sich intensiv über die Möglichkeit eines Hirnschrittmachers zu informieren. Bei entsprechender Indikation, so Dr. Lehrke, übernehme die Kasse sämtliche Kosten. Auskünfte gibt es im Knappschaftskrankenhaus.
Alle Vorträge des WAZ-Nachtforums sind zum Nachlesen auf der Internetseite des Knappschaftskrankenhauses abzurufen. Die Adresse: www.kk-bochum.de.