Bochum. Hakan sitzt mit einer spastischen Lähmung im Rollstuhl. Seit seiner Geburt wird der 13-Jährige daheim von seiner Mutter gepflegt. Jetzt brauchte Mama zum ersten Mal selbst Hilfe. Mit einem Bandscheibenvorfall musste sie für einige Tage ins Krankenhaus. Hakan wurde zuhause weiter liebevoll betreut. „Bunter Kreis“, bitte kommen!
Kinder, die zu früh geboren sind, unter schwersten Krankheiten leiden, nur noch kurze Zeit zu leben haben: Dr. Almut Weitkämper kennt die unfassbar traurigen Schicksale vieler Familien. Als Oberärztin der Kinderklinik gibt sie mit ihrem Team alles, um das Leid der kleinen Patienten und ihrer Eltern zu lindern. „Was jedoch fehlte, war eine ausreichende Betreuung nach der Entlassung“, beobachtete die Kinderärztin.
Der Gesetzgeber hat den Missstand 2009 erkannt. Seither können Eltern von Frühchen (unter 1500 Gramm) sowie chronisch und schwer kranker Kinder (Epilepsie, Diabetes, Mukoviszidose) nach der stationären Behandlung oder Reha eine sozialmedizinische Nachsorge in Anspruch nehmen.
Rechtsanspruch auf Nachsorge
„Die Kassen genehmigen in der Regel 20 Stunden. Eine Verlängerung ist möglich“, berichtet Almut Weitkämper, die sich an einer Initiative im bayerischen Augsburg ein Vorbild nahm. Dort wurde 1992 der erste „Bunte Kreis“ gegründet, um Familien in Not zu unterstützen. Warum „bunt“? Weil verschiedene Berufe ineinander greifen und eine bestmögliche, interdisziplinäre Betreuung für die Kinder (bis 14) und Eltern gewährleisten.
Mitte 2012 wurde der „Bunte Kreis Bochum“ als Einrichtung der Kinderklinik ins Leben gerufen. Geburtshelfer waren die Aktion Mensch, der VfL Bochum („Hier wo das Herz noch zählt“) und Autor Frank Goosen als Schirmherr.
Betreuung beginnt in der Klinik
Vier Fach-Frauen bilden eine Einheit: neben Almut Weitkämper die Sozialarbeiterin Evelyne Slabosz, Kinderkrankenschwester Katharina Kroh und Nachsorgemitarbeiterin Andrea Träger. Seit dem Start vor acht Monaten war das Quartett bereits in 64 Familien in Bochum und Umgebung im Einsatz.
Die Betreuung setzt schon während der Behandlung in der Kinderklinik ein. Daheim werden die Eltern im schwierigen Alltag, bei der Pflege sowie bei Arztbesuchen begleitet. „So kann die in der Klinik begonnene Therapie zu Hause unverändert fortgeführt werden“, erklärt Katharina Kroh.
Bei Hakan hat der „Bunte Kreis“ ganze Arbeit geleistet. Zusammen mit Helfern der Caritas und Lebenshilfe wurde der Junge versorgt. Mama konnte sich der OP unterziehen und gesund und gestärkt zu ihrem Sohn zurückkehren.
Der Bunte Kreis ist auf Spenden angewiesen, um Familien in Not zu unterstützen.
Wer helfen will oder die Dienste des Bunten Kreises in Anspruch nehmen muss, wendet sich an Andrea Träger unter 0234/509 28 18.