Bochum. .

Das Angebot von Babyklappen ist erneut massiv in die Kritik geraten. Vor allem die Veröffentlichung von Ergebnissen aus der Studie „Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland – Fallzahlen, Angebote, Kontexte“ des Deutschen Jugendinstitutes rief jetzt Kritiker auf den Plan. In Bochum betreut der Sozialdienst katholischer Frauen (SKM) in Zusammenarbeit mit der Universitäts-Kinderklinik des St. Josef-Hospitals das „Babyfenster Sonnenblume“. „Wir finden das Projekt gut und sehen derzeit überhaupt keinen Anlass, um über Änderungen nachzudenken“, gibt Sozialdezernentin Britta Anger Rückendeckung. Das Bochumer Babyfenster hatte sich an der Studie beteiligt.

Am vergangenen Donnerstag gab die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Prof. Christiane Woopen, im Deutschlandradio Kultur ein Interview und äußerte sich kritisch. Vor allem, wenn in bestimmten Fällen die Lebenswege der Kinder nach einer Abgabe nicht mehr verfolgt werden könnten, Stichwort „Intransparenz“.

Langfristige Abschaffung von Babyklappen gefordert

Woopen forderte in dem Beitrag langfristig die Abschaffung der Babyklappen. Es müsse darum gehen, das bestehende Netz etwa von Schwangerschaftskonfliktberatung, Hotlines und anderer niederschwelliger Angebote massiv auszubauen.

In Bochum sind seit Einführung der Babyklappe vor elf Jahren zehn Säuglinge anonym abgegeben worden. Michaela Wiedemhöver ist Geschäftsführerin des SKF, sie kennt die Kritik an den Einrichtungen, vor allem wenn Träger undurchsichtig agieren. „Bei uns ist das anders. Wir melden uns sofort bei der Polizei, wenn ein Baby abgegeben wird.“ Immer werde zudem das Jugendamt eingeschaltet.

Daran schließe sich ein transparentes Adoptionsverfahren an. Das Kind werde bei einer Adoptionspflegefamilie untergebracht. Danach komme der Fall zum Gericht. Es könne länger als ein Jahr dauern, bis die Adoption abgeschlossen ist. „Die Familien werden vorher intensiv geschult. Die wissen genau, dass sie das Kind auch wieder verlieren können, bis die Adoption abgeschlossen ist.“ Es habe in Bochum bislang einmal die Situation gegeben, dass eine Mutter zwei Tage nachdem sie ihr Kind abgegeben hatte, es wieder zurück haben wollte.

Gute Erfahrungen in Bochum

In Bochum gebe es durchweg gute Erfahrungen, auch was der Umgang mit möglichen Identitäts-Problemen der heranwachsenden Kinder angehe. Wenn später Kinder fragten, wo sie denn herkommen, gebe es für sie die Möglichkeit, sich das Babyfenster anzuschauen. Für eine Identitätsfindung sei das ganz wichtig. Zu wissen, dass das Kind eben nicht aus dem Bauch der Mutter stammt.

Britta Anger ist trotz aller Kritik der Auffassung, dass es eine Chance für Kinder als auch deren Mütter bedeutet, in ausweglosen Situationen diese Möglichkeit zu erhalten.