Essen/Bochum. . IG-Metall-Landeschef Knut Giesler nennt Alternativen für Zeit nach dem Autobau von Opel in Bochum. Konkret geht es um die neue Generation von „Midsize Diesel Engines“ für die Dieselflotte von General Motors. Wo GM sie bauen lässt, ist noch offen. Die IG Metall bringt nun Bochum ins Spiel.

Die nagende Ungewissheit stellt die Nerven der Opelaner in Bochum vor immer neue Zerreißproben. Nun tun sich auch noch Gräben auf der Arbeitnehmerseite auf. Dass die IG Metall mit konkreten Vorschlägen für die Zeit nach dem möglichen Aus der Automontage in die Verhandlungen mit dem Opel-Management geht, quittierten die Bochumer am Freitag vor dem Werkstor 4 mit „Pfui“-Rufen. Ihr Betriebsratsvorsitzender Rainer Einenkel richtete trotzige, kämpferische Worte an die Belegschaft. „Wir wollen hier weiter Autos bauen“, stellte er klar.

Viele weit von der Rente entfernt

Der Unmut vieler Beschäftigter richtet sich gegen die eigene Gewerkschaft. Deren NRW-Chef Knut Giesler verteidigte im Gespräch mit dieser Zeitung das Vorgehen der IG Metall. Den Vorwurf, die IG Metall spiele mit ihren Vorschlägen dem GM-Plan in die Hände, die Automontage zu schließen, kontert er so: „Ein neues Modell für Bochum wäre auch für uns die beste Lösung. Es ist aber keines in Sicht, das die Zafira-Produktion kompensieren könnte.“ Deshalb sehe er die IG Metall in der Pflicht, „nach einer Lösung zu suchen, wie es selbst ohne ein neues Modell weiter industrielle Produktionsjobs in Bochum geben“ könne. Das sei man den vielen Beschäftigten schuldig, die „noch weit von der Rente entfernt“ seien und Familien zu ernähren hätten. Denn nachdem in den vergangenen Jahren bereits tausende Stellen abgebaut wurden, ist in Bochum eine vergleichsweise junge Belegschaft übrig geblieben.

Nur, wenn Bochum auf Dauer industrieller Standort von GM bleibe, mache auch eine Entwicklungsgesellschaft Sinn, die neue Firmen auf dem Werksgelände ansiedeln soll. Zulieferer ließen sich hier nur nieder, wenn Opel „hochwertige“ Produktionsanlagen betreibe, etwa für Getriebe oder Dieselmotoren.

Es geht um eine neue Generation von Dieselmotoren

Konkret geht es um die neue Generation von „Midsize Diesel Engines“ für die Dieselflotte von GM. Wo GM sie bauen lässt, ist noch offen. Die IG Metall bringt nun Bochum ins Spiel. Giesler betont: „Damit nähmen wir keinem anderen Werk in Deutschland etwas weg. GM würde mit dem dafür benötigten Geld etwas aufbauen statt nur abzuwickeln.“

Branchenkennern zufolge böte das Motorenwerk 400 bis 500 Beschäftigten Arbeit. Etwa ebenso viele will die IG Metall im Getriebewerk halten. Zusammen mit einem Teilelager könnte die geforderte vierstellige Zahl an Arbeitsplätzen zusammenkommen. In etwa dergleichen Größenordnung erhofft man sich weitere Arbeitsplätze von Fremdfirmen, die ums Werk angesiedelt werden sollen.

In Bochum hört man solche Gedankenspiele nicht so gern. Von einer „Karotte“ sprach Einenkel, die Opel ihnen hinhalte. Dass sie dafür dem Aus der Fertigung zustimmen sollten, sei „Erpressung“.

Giesler betonte, die Mindestbedingung der IG Metall in den Verhandlungen mit dem Management sei, „dass niemand das Arbeitsamt von innen sieht und tariflich abgesicherte industrielle Arbeitsplätze in Bochum erhalten werden“.

Enormer Zeitdruck

Der Zeitdruck ist groß. Bis Ende dieses Monats will die US-Muttergesellschaft ein Ergebnis aus Deutschland sehen. Giesler betonte, dieser Druck gehe von GM aus. Gleichwohl räumte er ein: „Die Lage spitzt sich zu. Das hier lässt sich nicht aussitzen.“

Denn: „Die Wahrheit ist, dass Opel auf neue finanzielle Mittel aus Detroit angewiesen ist.“ GM müsse einen Weg aufzeigen, wie Opel wieder in die schwarzen Zahlen kommen kann. „Die Wahrheit ist aber auch, dass es aus dem Management dazu allenfalls Ankündigungen statt Konzepte gibt. Mit unseren Vorschlägen wollen wir den Druck auf GM erhöhen, endlich ein belastbares, vertraglich fixiertes Konzept vorzulegen.“

Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich am Dienstag. Dann reist der Opel-Vorstand zu Verhandlungen nach Bochum.