Bochum. Mit den Folgen des Bergbaus beschäftigt sich die Wissenschaft nun in einem eigenen Studiengang. Im berufsbegleitenden Master „Geoingenieurwesen und Nachbergbau“ bietet die TFH Georg Agricola das deutschlandweit einzige Studienangebot an - und will eine weltweite Spitzenposition einnehmen.
Bergbau hat Folgen. Für die Natur und für die Menschen. Das reicht von kleinen Bergschäden, die sich als kleine Risse in der Fassade manifestieren, bis zu den viel diskutierten Ewigkeitskosten, die noch den folgenden Enkelgenerationen auf der Tasche liegen. Im Ruhrgebiet kennt man sich aus mit dem Nachbergbau. Was läge also näher, als diese vielen Fachkenntnisse in einem Kompetenzzentrum zu bündeln?
Doch so schnell schießen die Preußen der akademischen Welt nicht. Aber ein erster, ein großer Schritt ist getan: An der alten Bochumer Bergschule, heute TFH Georg Agricola, gibt es ab dem Sommersemester einen berufsqualifizierenden Masterabschluss in „Nachbergbau“. Der berufsbegleitende Studiengang, der ein einschlägiges ingenieur- oder naturwissenschaftliches Studium voraussetzt, bilde in 6 Semestern aus, „in verantwortlicher Position die komplexen Vorgänge der Bergwerksschließung und der Nachsorge zu planen und durchzuführen“.
Deutschlandweit einzigartiger Studiengang
Für diesen deutschlandweit einzigartigen Studiengang, der ausgezeichnete berufliche Perspektiven in Bergämtern, Firmen des Bergbaus oder auch Büros für Bohr- und Tunnelarbeiten verspricht, hat die RAG-Stiftung für 5 Jahre eine Stiftungsprofessur eingerichtet. Träger ist Prof. Dr. Christian Melchers. Der 35-jährige gebürtige Lünener sieht vor allem im Jahr 2018, wenn die Subventionen für den Steinkohlebergbau enden, eine Zäsur. Damit stehe etwa zu befürchten, dass „ein riesiges Know-how“ verloren gehen wird.
In Hinblick auf die ungewisse Zukunft bevorzugt er es aber – positiv denkend – von Ewigkeitsaufgaben statt von Kosten zu sprechen. Denn der junge Professor glaubt fest an die Chancen und Potenziale der Nachbergbau-Zukunft: „Die Gefahren sind beherrschbar“, ist er sich sicher, vor allem mit Blick auf technische Fragestellungen. So könnten aus den riesigen Flächen des Bergbaus etwa Biomasseparks werden, aus Abraumhalden Standorte für Sonnenkollektoren oder Windenergienutzungen oder nicht zuletzt charmante Zukunftsparks. Dass die RAG-Stiftung so offensiv eine Professur fördert, sei ein Indiz dafür, dass hier mit großer Transparenz agiert werde, in Hinblick auf die Hinterlassenschaften des Ressourcenabbaus.
Bochum will weltweite Vorreiterrolle einnehmen
Mittelfristig strebt man an der TFH an, zum internationalen „Kompetenzzentrum“ in Sachen Nachbergbau zu werden. So gebe es weltweit - etwa in Polen und China - ähnliche Probleme. Es soll „die einmalige Chance, eine Vorreiterrolle einzunehmen“ genutzt werden. Dahingehend kombiniert der Studiengang naturwissenschaftliche und technische Qualifikationen an der Schnittstelle Bergbau-Markscheidewesen und Vermessung-Geotechnik. Und die Chancen, sich vor Ort ein Bild davon zu machen, was theoretisch zu behandeln ist, seien oft nur ein paar Kilometer entfernt.