Bochum. .
„Die Bergwissenschaft“ wurde zu einer eher ungebräuchlichen Bezeichnung und Funktionalität und Übersichtlichkeit wurde hoch über den verblichenen nostalgischen Charme gestellt. Das müssen die Gründe gewesen sein, die vermutlich in den 70er Jahren dazu führten, das ein Medaillon im Eingangsbereich des 1899 bezogenen Hauptgebäude der heutigen Technischen Fachhochschule (TFH) Georg Agricola an der Herner Straße übermalt wurde.
Nun wurde das farbenfrohe Bild wieder unter der Farbe hervorgeholt und strahlt wie einst. Heute erinnert es an die Ursprünge der TFH als Bochumer Bergschule. Unter der Widmungsinschrift „Die Bergwissenschaft“ bilden Schlägel und Eisen das Zentrum des Bildes. Über diesen traditionellen Symbolen des Bergbaus versinnbildlicht ein vollbärtiger Bergmann mit Hacke und Grubenlampe die körperliche Arbeit und das Erkenntnisinteresse des Forschers, der mit dem Licht der Aufklärung voranschreitet. Umrahmt wird das Werk eines bisher unbekannten Malers von ornamentalen Schmuckelementen, die die Gebäudefassade zitieren.
Entdeckt im Aufsatz des Altrektors
Auf die Idee, überhaupt nach diesem Werk zu suchen, kam die Hochschulleitung durch die Entdeckung einer Schwarz-weiß-Abbildung in einem Aufsatz des Altrektors Ernst Beier. Dort war es mit der Bildunterschrift „Deckenmalerei im Bochumer Bergschulgebäude von 1899“ versehen.
Diplom-Restauratorin Marion Rausch aus Witten vermutete es über dem Haupteingang und fand es dort im Deckengewölbe. Um das Bild freizulegen, musste sie Dispersionsfarbe und Gips abwaschen, anschließend Latexfarbe mit der Heißluftpistole erwärmen und mit dem Skalpell ablösen. In mühevoller 12-tägiger Arbeit, die mit Nackenschmerzen einher ging, gelang es der Expertin, das Bild ohne Beschädigungen freizulegen und sichtbar zu machen.
Gruß aus der Vergangenheit
Hochschul-Präsident Professor Dr. Jürgen Kretschmann freut sich über das neue Schmuckstück, das mal aus der Mode war: „Wir sind sehr stolz auf die fast 200-jährige Geschichte unserer Hochschule. Für Lehrende, Lernende und Besucher der TFH wird diese Tradition dank des Deckengemäldes schon beim Betreten des Gebäudes sinnlich erfahrbar.“
Das Gemälde befindet sich im Eingangsbereich des TFH-Hauptgebäudes an der Herner Straße 45. Interessierte Besucher sind herzlich eingeladen, sich selbst ein Bild von diesem eigentlich schon vergessenen Gruß aus der Vergangenheit zu machen.