Stiepel. Nahe der ehemaligen Zeche Pfingstblume an der Brockhauser Straße muss ein Stollen verfüllt werden, sonst droht Einsturzgefahr. Kein leichter Job für die Arbeiter, die hier auf engstem Raum schuften

Vorsicht vor den alten Schächten! Im Ruhrgebiet werden zurzeit sogenannte „Risikoschächte“ verfüllt. Das sind ehemalige Bergwerksschächte, die schon lange stillgelegt sind und inzwischen als einsturzgefährdet eingestuft sind. Die Landesregierung hat den Etat für diese Arbeiten um zwei auf neun Millionen Euro erhöht. Ein alter Bergwerksstollen wird aktuell in Bochum-Stiepel gegen Bergschäden gesichert. Denn die Baustelle an der Brockhauser Straße hat es im wahrsten Sinne in sich.

Ausgerechnet am Totensonntag des Jahres 2010 machten Spaziergänger auf dem Basar an der Dorfkirche den Vorsitzenden des Stiepeler Vereins für Heimatforschung, Wilhelm Hensing, darauf aufmerksam, dass auf dem Gelände des Vereinsheims an der alten Zeche Pfingstblume Tagesbrüche gefallen seien. Eine nähere Untersuchung ergab, dass drei Löcher, die auf den oberflächennahen Bergbau unter diesem Gebiet zurückzuführen waren, schnell verfüllt werden sollten.

Die Ruhrkohle AG, als Rechtsnachfolgerin der ehemaligen Besitzer der Grube, übernahm die Planung der Absicherung. Da an dem Stollenmundloch Grubenwasser austritt, war es nicht möglich, den Stollen einfach zu verfüllen. Vielmehr musste eine aufwändige Ertüchtigung des Förder- und Erbstollens der Steinkohlenzeche „Vereinigte Pfingstblume“ in Angriff genommen werden.

Mühsame Handarbeit

Seit November letzten Jahres arbeiten die Bergleute des „RAG Service Untertage“ daran, den Stollen leer zu räumen und ihn nach dem Verfahren des Deutschen Türstocks abzusichern. In mühsamer Handarbeit sind eimerweise annähernd 100 Kubikmeter Geröll und Erdmassen aus dem Stollen geschafft worden, bevor mit dem Absichern begonnen werden konnte. Im hinteren Teil des 45 Meter langen Ganges sind 55 Deutsche Türstockausbauten zum Sichern gegen nachbrechendes Gebirge eingebaut worden. Dieser Gang ist so schmal, dass gerade mal ein Mensch in stark gebeugter Haltung hindurch passt.

„Wir haben hier unter besonders erschwerten Bedingungen gearbeitet“, meint Steiger Peter Brouka, der die Aufsicht bei dieser Maßnahme hat. „Wegen der Enge war ein Einsatz von Maschinen nicht möglich. Man konnte sich kaum umdrehen. Dazu kamen noch Nässe und Kälte.“

Stollenmund durch Gittertür versperrt

Die Arbeiten stehen nun kurz vor ihrem Ende. Der Bagger schaufelt den Mutterboden über dem Stollen weg, damit zur weiteren Sicherung des Geländes dort Granulat eingeblasen wird. Darüber kommt dann wieder der Mutterboden, und der Rasen wird eingesät. Danach kann die Baustelle abgebaut werden.

Aufmerksame Beobachter der Arbeiten waren die Mitglieder des Stiepeler Vereins für Heimatforschung, unter ihnen besonders ihr Vorsitzender Wilhelm Hensing, der von den Bergleuten wohl wegen seiner häufigen Anwesenheit scherzhaft „unser Bergwerksdirektor“ genannt wird. Weil der Verein seine Unterkunft im ehemaligen Betriebsgebäude der Zeche „Vereinigte Pfingstblume“ hat, ist er mit der Geschichte der Zeche sehr vertraut.

Der Stollenmund wird auch in Zukunft durch eine Gittertür versperrt, allerdings wird das Innere des langen Ganges zu beleuchten sein. Der Schalter dazu befindet sich im Vereinsheim.

Wilhelm Hensing ist über alles, was auf der Baustelle passiert, bestens informiert: „Das war der beste Anschauungsunterricht über Bergbautechnik, den ich mir vorstellen kann“, meint er.

Dr. Ingo Franke vom Arbeitskreis Umweltschutz sieht in diesem Stollen eine Möglichkeit, dass Fledermäuse dort ihren Unterschlupf finden. Dafür hat er im hinteren Teil des Stollens Heraklit-Platten aufgestellt, die das Ansiedeln erleichtern sollen.