Bochum. . Zehn Jahre ging’s stetig bergauf. Jetzt sieht sich QVC erstmals zum Personalabbau gezwungen. 90 befristete Verträge, die im Januar auslaufen, werden nicht verlängert. Damit streicht der TV-Verkaufssender in seinem Kundenzentrum in Querenburg jede zehnte Stelle.

Zwar meldete der amerikanische Teleshopping-Kanal (QVC steht für Quality, Value, Convenience: Qualität, Wert, Bequemlichkeit) 2011 in Deutschland mit 770 Millionen Euro den höchsten Nettoumsatz seiner Geschichte. Über 70.000 Bestellungen gehen täglich in den Kundenzentren in Bochum und Kassel ein. „Das Kundenverhalten hat sich aber geändert. Immer mehr Bestellungen erfolgen per Internet. Die Zahl der Anrufe ist rückläufig“, erklärt QVC-Sprecherin Irmgard Jarosch. Hinzu komme: Die Kunden seien sich ihrer Sache zunehmend sicher und kennen die Ware. „Der Bedarf an Beratungsgesprächen sinkt.“

Keine weiteren Einsparungen

Der Trend werde sich 2013 fortsetzen. Das Unternehmen müsse darauf reagieren und die Zahl seiner Call-Center-Agenten anpassen. Wessen Vertrag Anfang 2013 ausläuft, muss das Unternehmen verlassen. In Bochum verbleiben dann noch rund 800 Mitarbeiter.

70 Prozent der Belegschaft sind weiblich. Vom Stellenabbau betroffen sind laut QVC überwiegend Studenten und geringfügig Beschäftigte mit wöchentlich zehn Arbeitsstunden. „Gleichwohl verdienen viele Kollegen damit seit zwei Jahren ihren Lebensunterhalt“, betont Betriebsratsvorsitzender Jochen Siebert. Alle hätten sie damit gerechnet, dass sie nach Auslaufen der Frist weiterbeschäftigt werden. So war es fast immer.

Keine Personaleinsparungen geplant

Auf Anfrage der WAZ kritisiert Siebert den Arbeitsplatzabbau als „kurzsichtige Entscheidung“ und „Blick in die Glaskugel“. Zwar bestätigt er die Angaben des Unternehmens: Die Zahl der Anrufer sei 2011 um eine Million gesunken. „Das Kundenverhalten kann sich aber jederzeit wieder ändern, ohne dass dann ausreichend Personal zur Verfügung steht“, bemängelt Siebert. Als Konsequenz aus der aktuellen Entwicklung will der Betriebsrat vorerst keinen befristeten Einstellungen mehr zustimmen. „Unser Ziel ist es, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten.“

In einem Punkt zeigen sich die QVC-Leitung und der Betriebsrat gegenüber der WAZ einig: Weitergehende Einsparungen beim Personal seien derzeit weder geplant (Jarosch) noch bekannt (Siebert).

Mit 650 Mitarbeitern hatte der amerikanische Teleshopping-Kanal den gläsernen 9700-qm-Neubau in Querenburg 2002 in Betrieb genommen.

Die „Call-Center-Agents“ nehmen pro Stunde 25 Bestellungen entgegen. Die Produkte von Bettwäsche bis zum Laptop werden nonstop im TV-Studio in Düsseldorf präsentiert.