Bochum..

Mit großer Sorge reagiert der Einzelhandel der Bochumer City auf neue Sortimentsangebote des Ruhrpark-Einkaufszentrums in Harpen. Als Sprecher der Werbegemeinschaft City-Forum wandte sich Textilunternehmer Andor Baltz an führende Kommunalpolitiker und schrieb: „Wir, die Werbegemeinschaften in der Bochumer Innenstadt, möchten Sie bitten, mit der angestrebten Erweiterung der zentrenrelevanten Sortimente im Ruhr-Park äußerst vorsichtig umzugehen.“

Weil jetzt schon über 50 Prozent der Kunden des Ruhr-Parks aus Bochum kämen, befürchtet der Einzelhandel in der Innenstadt, weiter Kaufkraft an den Einkaufsriesen zu verlieren.

Südmall als Auslöser

Auslöser dafür ist die Südmall, die der Ruhr-Park im Zuge seiner Sanierung und Erweiterung noch bauen will. Weil dafür ein Bebauungsplan für das gesamte Ruhr-Park-Areal nötig ist, wurde dabei auch darüber geredet, welche Sortimente in welchem Ausmaß dort angeboten werden sollen.

Dabei habe laut Stadt der Ruhrpark klar gemacht, dass er sich einen „Flächenpool“ genehmigen lassen will, der ihm ermöglicht, „Spielräume für zukünftige Sortimentsverschiebungen“ zu eröffnen. Denn im Sinne des Masterplans Einzelhandel gelten Obergrenzen für Verkaufsflächen der einzelnen Sortimente wie etwa Bekleidung, Schuhe, Elektrowaren, Sportartikel, Bücher sowie Nahrungs- und Genussmittel.

Gutachten aus Dortmund

Es wurde scharf gerechnet: Erst war das GMA-Gutachterbüro in Köln damit beauftragt, dann auf Wunsch der Politik auch Junker und Kruse, Gutachter aus Dortmund.

Zur Zeit besitzt der Ruhrpark eine Gesamtverkaufsfläche von 71 518 Quadratmetern. Weil die Firma Uni Polster 4 586 qm angemietete Flächen gekündigt hat, will das Ruhrpark-Management das Gebäude abreißen und dafür an der Südmall neu bauen. Aber: Während die Verkaufsfläche von Uni Polster als „nicht zentrenrelevant“ eingestuft wurde, soll in der Südmall die Verkaufsfläche für zentrenrelevante Sortimente um rund 4500 qm erhöht werden. Hier sehen die Kaufleute der Innenstadt Gefahr im Verzug.

Ruhrpark bisher ohne Probleme

Eine solche Umwandlung würde laut Stadt auch gegen die Zielsetzung des Masterplans Einzelhandels verstoßen. Bisher hatte der Ruhrpark damit keine Probleme. Die bisherigen Bebauungspläne und die bestehenden Baugenehmigungen enthalten keine Sortimentsbeschränkungen. Wie die Ladenstruktur ausschaut, bestimmte der Ruhrpark.

Dass die Stadt nun im Sinne des Masterplans versucht, dem Einkaufsriesen Obergrenzen aufs Auge zu drücken, was Verkaufsfläche pro Sortiment anlangt, fanden die mfi-Vertreter als „wirtschaftlich nicht tragfähig“, ebenso wenig die Reduzierung der Gesamtverkaufsfläche auf 68 212 qm. Andererseits kritisierten IHK und Einzelhandel am GMA-Gutachten, dass dort für die „Leitbranche Bekleidung“ zu große Spielräume geöffnet würden. Da sei eh schon eine Schieflage zu Ungunsten der City da. Die Stadtverwaltung will die Sache so lösen: Die Gesamtverkaufsfläche des Ruhrparks wird um 1 818 qm reduziert und erstmalig werden sortimentsbezogene Obergrenzen hinsichtlich der Verkaufsfläche eingeführt. Dies entspreche den Zielen des Masterplans, auch wenn er sie „nicht gänzlich“ erfülle.

Masterplan noch immer nicht beschlossen

Politiker wundern sich, dass dieser Vorschlag noch im Oktober erst von der Bezirksvertretung Nord und dann vom Wirtschaftsausschuss abgesegnet werden soll. Und die Frage sei: Warum man den „verabschiedungsreifen“ Masterplan immer noch nicht beschlossen habe. Denn zur Zeit gilt noch der alte - der Masterplan von 2006.