Bochum.. Bei allem Verständnis für die Händler: Ein feucht-fröhliches Markttreiben am Totensonntag lehnt Mario Schiefelbein ab. Bei allem Respekt vor religiösem Empfinden: Den Beginn des Weihnachtsmarktes vor dem Gedenktag für Verstorbene hält der BO-Marketing-Chef für geboten.

Alle Jahre wieder werden Proteste gegen den Frühstart des Budenzaubers laut. Wie in Bochum wurde die Festmärkte am Donnerstag in den meisten Revierstädten eingeläutet. Im Centro Oberhausen rotiert Santa Claus schon seit einer Woche. Durchaus zur Verwunderung von Mario Schiefelbein. Der Kieler, seit Frühjahr oberster Bochumer Stadtwerber, hatte zuvor in Thüringen gearbeitet. Sowohl in seiner Heimat als auch zwischen Erfurt und Gotha starten die Märkte zum Teil deutlich später.

Kirchen für Startdatum nach Totensonntag

Die Kirchen plädieren seit Jahren für einen Auftakt nach Totensonntag. Das bekräftigten sie zuletzt vor zwei Monaten in einem Gespräch mit Schiefelbein. Der „kann die Bedenken nachvollziehen“, fühlt sich aber an vertragliche und wirtschaftliche Vorgaben gebunden.

„Viele unserer 180 Beschicker haben langfristige Kontrakte, die eine Öffnung des Marktes am Donnerstag vor Totensonntag vorsehen. Und: Die drei Tage kommen nicht nur den Markthändlern, sondern dem gesamten Einzelhandel in der City zugute. Für die Geschäftsleute ist es die wichtigste Zeit des Jahres. Wir müssen als Einkaufstadt bestehen und überleben. Das können wir nicht, wenn uns die Konkurrenz die Kunden wegschnappt.“

Konkurrenz in anderen Städten müsste mitziehen

Ein späterer Markt-Beginn sei nur realistisch, wenn die Nachbarn mitziehen; heißt: sich alle Revierstädte auf einen Start nach Totensonntag verständigten. „Das wollen wir nicht hoffen“, entgegnet Christa Bitter zwischen Brotlaiben, Wurst und Schinken. Seit 26 Jahren verkauft sie ihre „Münsterländer Spezialitäten“ auf dem Bochumer Weihnachtsmarkt. „Die ersten drei Tage laufen immer hervorragend. Die sind für uns Händler sehr wichtig“, sagt die Kauffrau.

Der Ansturm am Donnerstag bestätigt Christa Bitter. Stunden vor der offiziellen Eröffnung und dem ersten Auftritt des Fliegenden Weihnachtsmann am Abend waren vor allem die Imbiss- und Glühweinstände dicht umlagert. Totensonntag indes bleibt der Markt geschlossen. Auch abends. Bochum ist nicht Duisburg. Da gibt’s für Schiefelbein kein Vertun.