Bochum. .
Verwirrt steht die ältere Dame im Friseursalon und fragt die irritierte Friseurin: „Sagen Sie mal, war ich heute schon da?“. Der Hintergrund ist häufig eine beginnende Demenzerkrankung. Da sich solche oder ähnliche Szenen häufen und die Friseure vielfach auch mobil etwa bei den Kunden zu Hause oder im Altenheim unterwegs sind, bietet die Bochumer Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) einen speziellen Kursus für Friseure und Friseurinnen an.
Mehr „Mobile Friseure“ unterwegs
Im Schnitt kommen etwa 20 zum Teil erfahrene Friseure und Friseurinnen in das „Studio 782“ an der Universitätsstraße, um zu erfahren, wie eine angemessene Reaktion aussehen kann, wenn die Kundin, der Kunde, vielleicht nicht mehr so genau weiß, wie lange der letzte Friseurbesuch zurückliegt, oder wie viel Trinkgeld überhaupt üblich ist. Christel Schulz von der Bochumer Alzheimergesellschaft, die gemeinsam mit dem Demenz-Servicezentrum Ruhr und der BGW das Konzept für diesen Kurs entwickelt hat, erzählt: „Es gibt etwa in Altenheimen Frauen, die überhaupt nicht mehr verstehen, was das denn für einen Sinn machen könnte, sich die Haare schön frisieren zu lassen.“
Arlette Schmelzer ist eine der Teilnehmerinnen an diesem Montag. Seit 30 Jahren hat sie in Hagen ihr Geschäft, kennt viele ihrer heutigen Kunden schon aus der Zeit, als diese noch im Kinderwagen lagen. Sie erinnert sich an Situationen mit vergesslichen und alten Kundinnen. Sie arbeitet als sogenannten „Mobile Friseurin“, geht zu den Menschen in die Wohnung oder in die Altenheime. „Da gibt es dann eben eine Frage, wie ‘Ja, hab ich denn schon bezahlt?’. Genau da ist Vertrauen angesagt und das haben meine Kunden zu mir.“
Sehr anstrengend
Bei der Veranstaltung, bei der die Teilnehmer auch im Rollenspiel üben konnten, wie sie mit schwierigen Situationen im Umgang mit einer an Demenz erkrankten Kundin umgehen, konnte die Einrichtung der Berufsgenossenschaft gute Dienste leisten. Hier gibt es Stühle, Spiegel – eben das komplette Zubehör eines richtigen Friseursalons.
Renate Antony, die ebenfalls eine Zeit als Friseurin in Altenheimen gearbeitet hat, zog irgendwann die Konsequenz: „Ich konnte das nicht mehr, das war für mich sehr anstrengend.“ Hintergrund: Nicht immer gebe es in den Einrichtungen eine optimale Unterstützung durch das Pflegepersonal, was die Arbeit oft sehr erschwere.