Linden. .

Die Augusta-Klinik in Linden zeigt eine bemerkenswerte Ausstellung des Künstlers Carolus Horn, der an Alzheimer litt und bis zu seinem Tod stets dasselbe Motiv malte: die Rialto-Brücke in Venedig.

„Gesunder Körper – Gesunder Geist“ lautet das Motto des fünften Geriatrischen Gesundheitstages in der Augusta Klinik in Linden. Am Samstag, 15. Oktober, 10 bis 16 Uhr, zeigen die Mediziner der Geriatrischen Klinik auf, wie man sich bereits jetzt auf ein möglichst gesundes und aktives Alter vorbereiten kann. Und sie präsentieren eine äußerst sehenswerte Ausstellung von Carolus Horn: Kunst trifft auf Demenz – und die Bilder des Künstlers zeigen präzise auf, was diese tückische Krankheit mit den Menschen macht.

Carolus Horn war ein gefragter und erfolgreicher Grafiker, gestaltete einige der bekanntesten Werbekampagnen der Wirtschaftswunderzeit. Darunter etwa „Alle reden vom Wetter. Wir nicht“ für die Deutsche Bahn oder „Nur fliegen ist schöner“ für Opel.

Aber Horn war auch ein leidenschaftlicher Maler und Zeichner. Zu seinen Lieblingsmotiven zählte die Rialtobrücke in Venedig, die er bei seinen häufigen Besuchen in der Lagunenstadt immer wieder malte und zeichnete.

Veränderungen in Horns Geist

Als bei ihm die Alzheimer-Krankheit festgestellt wurde, befürchteten Freunde, dass er seine künstlerischen Fähigkeiten und Ambitionen verlieren könnte. Dies war allerdings nicht der Fall: Der Künstler arbeitete praktisch bis kurz vor seinem Tod im Jahr 1992 weiter – aber die Bilder, die er malte, zeigen in der Abfolge der Jahre auf, wie die Krankheit den Geist und die Wahrnehmung verändert hatte.

Der Frankfurter Psychiatrie-Professor Dr. Konrad Maurer analysierte die zunehmenden Veränderungen in Horns Geist in einem Artikel für das Magazin der Firma Novartis, die im Besitz der Bilder ist. Horns Witwe Thilde stellte sie zur Verfügung, um sie möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Auch in dem Bewusstsein, dass die Kunst stets ein wichtiger Lebensinhalt ihres Mannes gewesen war, die ihn bis zum Ende erfüllte.

Kindliche Züge

Die beginnende Krankheit hatte sich bei Carolus Horn durch Veränderungen der räumlichen Bezüge bemerkbar gemacht. „Später wurden die Bilder naiver, ornamentaler“, erklärt Maurer, „dabei zugleich aber farbenfroher.“ Sie üben damit eine fast unerklärliche Faszination auf den Betrachter aus.

Bei fortgeschrittenem Krankheitsverlauf wurden Bildelemente immer stärker reduziert und schematisiert. Etwa die Art der Himmels- und Wolkendarstellungen: Anfangs wurden sie detailliert und realistisch dargestellt. „Am Ende glichen sie Spiegeleiern.“ Carolus Horns Malerei gewann dabei „kindliche Züge“. Die Bilder machen den geistigen Zerfall des Künstlers auf beeindruckende Weise deutlich. Aber sie ermutigen auch, denn die Malerei bedeutete dem Künstler auch im späten Stadium seiner Krankheit viel.