Linden. . Altenpflegerin Ludmilla Stettinger hat in Bochums ukrainischer Partnerstadt Donezk ein Seminar zur Pflege von Demenzkranken geleitet. Die Zustände dort, so erzählt sie, seien bedenklich.
„Es war ein voller Erfolg!“ Ludmilla Stettinger, Altenpflegerin mit russischen Wurzeln, hatte in Bochums Partnerstadt Donezk ein Seminar zur Pflege Demenzkranker veranstaltet. Jetzt berichtete sie im Altenheim Kesterkamp vor Interessierten über ihre Erfahrungen in der Ukraine. Vor ihrer Reise in die ehemalige Bergbaustadt hatte sie wochenlang Bücher gewälzt, Material gesichtet, Texte und Infoschriften ins Russische übersetzt.
21 Männer und Frauen nahmen an der Fortbildung im dortigen „Bochumer Haus“ teil und beschäftigten sich mit wichtigen Fragen: Wie erkenne ich Demenz? Wie kann ich Betroffenen und deren Angehörigen fachlich fundiert helfen? Worauf muss man beim Umgang mit dementen Pflegebedürftigen besonders achten? All diese Aspekte hat die Hattingerin Stettinger, die in Linden zur Altenpflegerin ausgebildet wurde, bei ihrem Seminar in Donezk praktisch und theoretisch vermittelt.
Sie reiste im Auftrag des Freundeskreises Bochum-Donezk e.V. in die Ukraine. „Offiziell kennt dort niemand Demenz und die Probleme, die beim Umgang mit diesen Menschen auftreten“, beschrieb Stettinger jetzt im Lindener Alten- und Pflegeheim ihre Erlebnisse. „In der Ukraine werden an Demenz Erkrankte in die Psychiatrie abgeschoben. In der Krankenpflegeausbildung kommt das Thema überhaupt nicht vor“, schilderte sie die verheerende Situation.
Nur zweimal täglichgibt es eine Tasse Tee
Zur Fortbildung gehörte auch der Besuch eines Alten- und Pflegeheims in der ehemaligen Bergbaustadt. „Die Zustände dort waren katastrophal. 600 Menschen auf engstem Raum. Nur zweimal täglich wird eine Tasse Tee angeboten, wer bettlägerig ist, hat keine Chance, ausreichend zu trinken“, erzählte sie. Stettinger, Mutter eines erwachsenen Sohnes, ist immer noch schockiert, von dem, was sie dort sah: „Demenzkranke sind nicht verrückt, sie sind nur anders, und auch die Pflege und der Umgang mit ihnen müssen völlig anders aussehen. Humor kann dabei enorm helfen!“
In Stettingers Koffer war deshalb neben Büchern und Lehrfilmen auch Platz für eine knallrote Clownsnase und einen grellbunten Lachsack. „Beides kann ein hilfreicher Zugang zu Demenzkranken sein“, stellt sie fröhlich fest. Beide Scherzartikel fanden während der anstrengenden Ausbildung guten Anklang.
Anfang zum Umdenken
„Der geschulte Umgang mit dementen Pflegebedürftigen, die ambulante Versorgung und die Betreuung der Angehörigen: all das ist in der Ukraine bisher Neuland“, weiß Horst Grabski, erster Vorsitzende des Freundeskreises Bochum-Donezk. Er hofft, dass mit diesem Seminar ein Anfang zum Umdenken geschaffen wurde.
Demenz, das ist mittlerweile bekannt, tritt bei alten Menschen mit Kriegstraumata sehr viel häufiger auf. Auch deshalb sei die Fortbildung, die Ludmilla Stettinger in Donezk veranstaltete, so wichtig.