Bochum. . Hilfsbereitschaft, Zivilcourage: Tugenden, an die in Sonntagsreden gern appelliert wird. Wie hilflos ein Helfer im Alltag sein kann, erlebte WAZ-Leser Tobias Brenneken.

Der späte Hunger trieb den 23-Jährigen um 3.30 Uhr in ein Schnellrestaurant am Hauptbahnhof. Im Eingangsbereich gerieten zwei Kunden in Streit. Ein Bochumer (55) knallte mit dem Kopf gegen die Glastür und erlitt eine klaffende Wunde.

Tobias Brenneken, ausgebildeter Ersthelfer und ehemaliger Schulsanitäter, eilte sofort zur Hilfe. Mit seiner Jacke gelang es ihm, die Blutung zu stoppen. Auf der Suche nach einem Verbandskasten scheiterte er. „Im Restaurant stieß ich mit meiner Bitte auf taube Ohren. Draußen standen zwei Taxen. Die Fahrer hatten angeblich auch keine Erste-Hilfe-Koffer dabei“, schildert Tobias Brenneken, dem „nichts anderes übrig blieb“, als den Verletzten mit Papierservietten zu versorgen. Damit nicht genug: Auch die Polizeibeamten, die noch vor dem alarmierten Notarzt vor Ort waren, verweigerten nach Angaben des Ersthelfers die Herausgabe eines Verbandskastens. „Es ist eine Schande für die Stadt, dass in unserer Zeit so etwas noch passiert“, so der 23-Jährige.

Beamte sollen sich zunächst selbst sichern

Das Schnellrestaurant betont auf Anfrage, „selbstverständlich“ über einen Verbandskasten zu verfügen, der im Notfall auch zum Einsatz komme. Die Polizei spricht von einer „aufgeheizten, aggressiven Stimmung“. Die an dem Streit beteiligten Männer seien alkoholisiert gewesen. „Unsere Beamten mussten sich zunächst selbst sichern. Zudem war klar, dass in kürzester Zeit der Rettungstransportwagen eintreffen wird. Beides hat möglicherweise dazu geführt, dass dem Verletzten und dem Ersthelfer anfangs nicht umfassend geholfen werden konnte“, erklärt Polizeisprecher Guido Meng.

Der 55-Jährige kam ins Krankenhaus. Tobias Brenneken würde trotz der schlechten Erfahrungen „jederzeit wieder Erste Hilfe leisten“.