Bochum. .

Das Berufsberatungsjahr 2011/12 ist um: 2434 junge Menschen aus Bochum meldeten sich bis zum Stichtag am 30. September bei der Bundesagentur für Arbeit, um einen Ausbildungsplatz zu finden. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl damit nur leicht um 2,1 Prozent angestiegen. Die Anzahl der Plätze allerdings sank: Mit 1945 Ausbildungsstellen verzeichnete die Bundesagentur für Arbeit ein Minus von 11,5 Prozent.

Bürokaufmann, Medizinischer Fachangestellter, Kaufmann im Einzelhandel oder Verkäufer: Das sind die Top-Wünsche der Bochumer Schulabgänger. Bei Frauen wie Männern rangieren sie in den Top-10-Listen. Einfluss auf die aktuellen „Modeberufe“ der Bewerber hätten dabei auch die Medien – allen voran das Fernsehen, das etwa durch Kochshows ein romantisch verklärtes Bild von Köchen und Gastronomie-Angestellten vermittle, so Luidger Wolterhoff.

Warnung vor Schulbesuch aus Perspektivlosigkeit

Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit sieht aber nicht nur die Entscheidungen für Trend-Wünsche kritisch, sondern warnt erfolglose Bewerber oft auch vor einem weiteren Schulbesuch als Notlösung. „Wenn sie aus einer geringen Motivation heraus weiter zur Schule gehen, haben sie später meist schlechtere Noten und kommen dann mit einem noch schlechteren Zeugnis auf den Arbeitsmarkt.“

Nicht verkennen sollten Jugendliche den Stellenwert des Handwerks, betont Kreishandwerksmeister Johann Philipps. „Die Substanz, die man mitbringt, wenn man eine handwerkliche Ausbildung absolviert hat, ist Goldwert.“ Sie biete zudem eine gute Grundlage für anschließende technische Studiengänge. Zwar würden handwerklich-technische Ausbildungen immer anspruchsvoller und kompakter und verlangen von Bewerbern ein gutes mathematisch-räumliches Vorstellungsvermögen ab. Aber sie böten vielfältige Karrierechancen und einen nahezu krisensicheren Arbeitsplatz, so Philipps.

Fachkräftemangel sorgt für Probleme

Denn der Fachkräftemangel im Ruhrgebiet wird in den kommenden Jahren noch kritischer. Dessen sind sich die Experten aus Handwerk, Agentur für Arbeit, DGB und IHK bewusst. „Es nutzt nichts, in fünf Jahren zu lamentieren, wenn die Betriebe jetzt nicht mehr Ausbildungsstellen anbieten“, findet Johann Philipps klare Worte.

In den beiden kommenden Jahren werden in der Region erneut hohe Schulabgängerzahlen erwartet. Das sollten Unternehmer als Chance sehen, um mit der „personellen Pyramide im Betrieb“ auch für die Zukunft gut gerüstet zu sein, appelliert der Kreishandwerksmeister an die Ausbildungsbetriebe.