Bochum. . Begleitet von Auseinandersetzungen zwischen Friedensaktivisten und Sicherheitskräften säumten zum Start der Berufsbildungsmesse am Mittwoch rund 7000 Schüler den Ruhr-Congress. Die Proteste richteten sich gegen die Teilnahme der Bundeswehr an der Messe. Einige Aktivisten wurden des Saales verwiesen.

„Kein Werben fürs Töten und Sterben“: Mit diesen und weiteren Transparenten protestierten Bochumer Aktivisten (u.a. Friedensplenum, Schülervertretung, Die Linke) gegen die Teilnahme der Bundeswehr an der Messe. „Um eine Eskalation zu vermeiden“ (so das Jugendamt als Veranstalter), wurde den Demonstranten gestattet, sich im großen Saal direkt neben dem Bundeswehr-Stand zu postieren. Das Verteilen von Flugblättern indes wurde untersagt.

Daran, so die Stadt, hätten sich vereinzelte Aktivisten nicht gehalten und seien des Saales verwiesen worden – unter ihnen Martin Budich vom Friedensplenum: „Sechs Polizisten haben mich abgeführt. Mit 62 Jahren erhielt ich zum ersten Mal ein Hausverbot!“ Zwei Schüler seien von Sicherheitskräften nach draußen gedrängt worden. „Wir wurden gestoßen, gegen die Wand gehauen“, sagten sie der WAZ.

Derweil verteidigt das Jugendamt die Mitwirkung der Bundeswehr. „Hier wird nicht akquiriert, sondern informiert“, betont Christian Rohde, Leiter der Jugendsozialarbeit des Jugendamtes.

106 Aussteller aus der Region liefern Infos aus erster Hand

Zum fünften Mal hat das Jugendamt die Börse mit zahlreichen Kooperationspartnern auf die Beine gestellt. Motto: „Was geht?“ Viel geht: Von AOK bis Zahnärztekammer, vom Bäcker bis Ingenieur reicht das Spektrum der Firmen, Verbände und Jobs im IHK-Bezirk Mittleres Ruhrgebiet (Bochum, Herne, Witten, Hattingen).

106 Aussteller sind vertreten. Schulabgängern Informationen aus erster Hand bieten, Orientierung geben, dazu beitragen, sich nicht zu früh auf einen vermeintlichen Traumjob festzulegen: Insgesamt 15.000 Schüler werden bei der zweitägigen Messe erwartet. Über 300 Berufe, Ausbildungswege und Studiengänge werden vorgestellt. Über 100 Schulen entsenden ihre Jugendlichen ab Klasse 8.

„Die Schüler haben sich seit dem Frühsommer auf die Messe vorbereitet. Das ist uns wichtig“, betont Christian Rohde. Angesichts der Fülle an Informationen und Aktionen sei es sinnvoll, „schon vor dem Messebesuch halbwegs zu wissen, wo die Hauptinteressen liegen“, um sich gezielt über Ausbildung und Studium zu informieren.

Gespräche auf Augenhöhe 

Die meisten Schulabgänger haben’s verstanden. Interessiert, konzentriert und gut präpariert suchen sie den Kontakt zu den Ausstellern. Viele Unternehmen und Institutionen haben ihre Azubis mitgebracht. So gelingen Gespräche auf Augenhöhe. Praxisnah. Mit realistischen Einblicken in den Alltag.

Öffentlicher Dienst, Hochschulen, Handel, Industrie, Handwerk, Dienstleistung (ein Schwerpunkt: Gesundheit und Pflege): Fast alles, was Schulabgängern berufliche Perspektiven bietet, ist am Stadionring vertreten. Meist aus ureigenem Interesse: Der Ausbildungsmarkt befindet sich im Wandel. Nach Jahrzehnten der Bestenauslese gibt es in vielen Branchen bereits deutlich weniger Bewerber als Ausbildungsplätze. Längst haben auch wieder Hauptschüler gute Chancen.Die Wirtschaft muss intensiver für ihre Angebote werben. Die Jugendlichen saugen die Informationen auf – sind viele Schüler doch weitgehend ahnungslos, welcher Job für sie infrage kommen könnte.

Statt Friseurin denkt Schülerin nun auch über Alternativen nach

Für Rebeca (16) hat sich der Besuch gelohnt. Ursprünglich hatte sie nur den Friseur-Beruf im Kopf. Natürlich hat sie sich am Stand der Handwerkskammer über eine Friseurlehre informiert, aber auch Praktika im Reisebüro und Altenheim vereinbart. Reiseverkehrskauffrau oder Altenpflegerin: Da gibt’s Chancen. Darauf wäre ich ohne die Messe nie gekommen.“

Die Berufsbildungsmesse im Ruhr-Congress ist auch am Donnerstag von 9 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Infos: www.bbm-was-geht.de.