Bochum. . Es gehe ihm „ganz hervorragend“, strahlt Peter Neururer und schaut kerngesund und erholt aus. Dass es ihm „hervorragend“ geht, dachte er allerdings auch bis zum 9 Juni: jenem Tag, an dem der Fußballtrainer knapp dem Tod entronnen ist.

„Herz in Gefahr“: Der Titel des Herztages, den die WAZ am Mittwoch gemeinsam mit Bochumer Kliniken und der AOK veranstaltete, bedeutet für Peter Neururer einen tiefen Einschnitt in ein bis dahin sorgenfreies Leben. Ohne jede Vorwarnung habe ihn der Herzinfarkt getroffen, berichtet er am Abend vor über 100 Lesern im Veranstaltungszentrum der Sparkasse. Noch zwei Tage zuvor hatte er bei einem Benefiz-Spiel gekickt. Dass ihn sein Golfpartner wiederbelebte und der Notarzt nach fünf Minuten vor Ort war, habe ihm das Leben gerettet. „Er hat“, bestätigt sein behandelnder Arzt Dr. Christoph Hanefeld (St. Elisabeth-Hospital), „großes Glück gehabt.“

Das ist nicht allen 1200 Bochumern beschieden, die jährlich einen Herzinfarkt erleiden. Nur wer binnen einer Stunde klinisch behandelt wird, könne wie Peter Neururer weitgehend schadlos davonkommen. Umso wichtiger sei es, schon bei den geringsten Anzeichen – Brustschmerz, Engegefühl, Schweißattacke – die 112 zu alarmieren: „Lieber dreimal umsonst als einmal zu spät!“, bekräftigt Kardiologe Prof. Dr. Andreas Mügge vom Katholischen Klinikum.

Der Fall Neururer dokumentiert: Koronare Herzkrankheit sind tückisch. Die Ablagerungen in den Wänden der Herzkranzgefäße, die das Herz mit Blut versorgen, wachsen schleichend und oft unbemerkt. Weniger ein EKG, sehr wohl aber ein Stresstest kann Aufschluss über eine akute Infarkt-Gefahr geben. Daran sollten sich vor allem Menschen halten, die besondere Risiken tragen: Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes, familiäre Vorbelastungen und – ganz wichtig – Rauchen. „Mehr als 20 Zigaretten pro Tag erhöhen das Infarktrisiko um das Drei- bis Vierfache, bei Passivraucher um 60 Prozent“ warnt Augusta-Oberärztin Dr. Eva Schulte und rät: Weg vom Glimmstängel, rein die Turnschuhe. Schwimmen, Laufen, Nordic Walking oder Einheiten daheim auf dem Ergometer könnten die Infarkt-Gefahr deutlich bannen.

Peter Neururer hält sich daran. Fast täglich schwingt er den Golfschläger, macht Krafttraining und nimmt „nur noch einen Termin pro Tag“ wahr. In der Reha habe er „Demut lernt“, sagt der 57-Jährige, der das Rauchen (Tagesschnitt zuvor: eine Packung) aufgegeben hat.

Das „zweite Leben des Peter Neururer“ würde beizeiten ein neuer Trainerjob krönen. Der VfL ist für ihn „Herzensangelegenheit“. Aber dabei können ihm auch die besten Kardiologen nicht helfen.