Bochum. Bochums Ex-Trainer Peter Neururer hat die Diskussion über den richtigen Weg aus der Krise eröffnet. Neururer fordert, den Abstiegskampf endlich anzunehmen. VfL-Kapitän Andreas Luthe setzt dagegen auf Gelassenheit.
Sauer aufgestoßen ist vielen VfL-Fans der Kommentar von Andreas Luthe nach dem kläglichen und mutlosen Auftritt des Zweitligisten gegen Hertha BSC. Dass man sich auf dem "richtigen Weg" befinde, hatte der Kapitän unter anderem anschließend gesagt. Revidieren will Luthe seine Meinung nicht, aber etwas näher erläutern. Am Dienstag sagte er: "Ich meine damit die tägliche Arbeit. Was die Punkte angeht, sind wir natürlich auf dem falschen Weg."
Luthe: "Spielen besseren Fußball als in der letzten Saison"
Grundsätzlich bleibt Luthe in der Sache standhaft. Die Lanze, die er für Andreas Bergmann nach der Niederlage gegen die Berliner brach, steht eisern: „Für mich und die Mannschaft gibt es keine Trainer-Diskussion.“ Auch gehöre das Bochumer Team „nicht dahin“, wo sie jetzt steht. Luthe wörtlich: „Ich glaube, wir spielen besseren Fußball als in der letzten Saison. Die Partie gegen Hertha muss man da rausnehmen, da waren wir zu harmlos und ungefährlich. Aber von einem Spiel lasse ich mich nicht in meiner Meinung beirren.“
Der Torhüter, oft gelobt für die Ruhe und Unaufgeregtheit, die er ausstrahlt, bleibt seiner Linie treu, auch nach dem Absturz auf Relegationsplatz 16. Der kommende Gegner, Erzgebirge Aue, ist mit dem 1:1 am Montag in München aufgrund des besseren Torverhältnisses vorbeigezogen. Luthe plädiert dennoch für Besonnenheit. Man dürfe die Situation zwar "nicht unterschätzen", aber "Gelassenheit ist wichtig, dann kann sie richtig gut Fußball spielen".
Neururer: "Man darf keine Alibis aufbauen"
Während Luthe also die Politik der ruhigen Hand vertritt, schrillen im Umfeld die Alarmglocken, der Ton wird rauher. Und man muss nicht der stetig wachsenden Gruppe von Mitmenschen angehören, die ein VfL-Revival von Peter Neururer herbeisehnen, um diese Worte des ehemaligen Bochumer Trainers nachvollziehen zu können. Via "Bild" teilte Neururer seine Besorgnis um den VfL mit und forderte dazu auf, "endlich den Abstiegskampf" anzunehmen "und sich nicht hinter dem Umbruchgerede" zu verstecken. Neururer weiter: "Das Argument, eine junge Truppe zu haben, ist Quatsch. Man darf keine Alibis aufbauen, sonst ist man unglaubwürdig."
Was aber ist richtig? Mehr Druck und damit die nur leidlich verhüllte und angestaubt wirkende Forderung, Gras zu fressen, oder Luthes Vertrauen in die Qualität der Mannschaft, die sich schließlich durchsetzen werde, wie er glaubt?
Bergmann schützt seine Spieler
Und wie Andreas Bergmann, der jetzt schon auf dem Trainingsplatz von den wenigen Kiebitzen angefeindet wird, ebenfalls glaubt. Bergmann schützt seine Spieler („Sie lassen nicht nach“), kündigt an, dass er „jetzt nicht populistische Dinge machen werde“, weiß aber auch: „In unserer Situation haut das Ergebnis jedes Argument platt.“
Und macht aus jedem Arbeitsvertrag ein lediglich beschriebenes Stück Papier, muss man wohl hinzufügen.
Aue, die beschauliche Kleinstadt hinter den sieben Bergen, wird also zur Nagelprobe - für die Mannschaft und ihren Trainer. Marcel Maltritz wird Bergmann dort wohl nicht unterstützen können. Sein verletzter Daumen, das komplette Gelenk lag offen, musste operiert werden. Nika Gelashvili wird aus anderen Gründen im Erzgebirge nicht spielen; ihn kann man nicht mehr präsentieren.