Bochum. . Dass Häftlinge wie der Gladbecker Geiselgangster Rösner im Gefängnis heiraten wollen, ist in der Bochumer Justizvollzugsanstalt „Krümmede“ eher selten. Noch weniger kommt dabei eine kirchliche Trauung vor.
Höchstens zweimal pro Jahr kommt es in der Bochumer Justizvollzugsanstalt „Krümmede“ zu einer Heirat hinter Gittern, sagte JVA-Leiter Uwe Nelle-Cornelsen der WAZ. Aufsehen erregte das Thema, weil der Gladbecker Geiselgangster Jürgen Rösner eine 40 Jahre alte Witwe im Gefängnis heiraten will.
Rösner war nach langer Haftzeit in Bochum Anfang September ins Gefängnis Rheinbach/Bonn verlegt worden. Nicht ganz freiwillig: Im Laufe der Zeit habe er sich eine Menge Privilegien verschafft, seinen Arbeitsplatz „überbordend eingerichtet, mit einer üppigen Ausstattung von Geräten“, darunter mit gleich drei Schränken, schildert Nelle-Cornelsen. Rösners Beziehung zu den JVA-Mitarbeitern habe durch das jahrelange Miteinander nicht mehr die angebrachte Distanz gehabt. „Er hatte sich die Privilegien erarbeitet“, sagte Nelle-Cornelsen. „Er war eine anerkannte Kraft, hatte in der Druckerei quasi Vorarbeiter-Status.“
Heirat hinter Gittern ist bescheidene Angelegenheit
Aber so, wie der Mann sich allmählich hinter Gittern eingerichtet hatte, sei eine Verlegung fällig gewesen: „Es war Zeit, einen Cut zu machen und ihn wieder zur (Haft-)Normalität hinzuführen.“ Die neue Adresse Rheinbach sei Rösners eigener Wunsch gewesen. Eine Rückkehr nach Bochum sei nicht geplant.
Eine Heirat hinter Gittern sei eine bescheidene Angelegenheit. Meist finde sie im „Besuchsbereich“ statt, schmucklos, im engsten Familienkreis. Vollzogen werde die Trauung vom Standesbeamten. Danach geht der Mann zurück in die Zelle und die Braut nach Hause. Meistens sei es ein Paar, das sich schon kannte, bevor der Partner ins Gefängnis musste. Als kürzlich eine kirchliche Trauung in der „Krümmede“ stattfand, sei das eine Ausnahme gewesen.
Was bewegt Frauen, einen berüchtigten Häftling zu heiraten? - Da gebe es diverse Motive: Manche Frauen seien von „pressewirksamen“ Mördern besonders fasziniert, andere lieben die Ambivalenz, jemanden zu haben, aber nicht zu nahe. Detlef Feige, Sprecher des NRW-Justizministeriums: „Manche stehen auf brutale Männer. Und welche Frau kriegt schon vier Liebebriefe in der Woche. Häftlinge schreiben viel.“