Bochum. .

In einer Kiste liegt ein halbfertiger Strickschal mit Muster. Außerdem wurde meine Tochter mit einer von mir gestalteten Taufkerze evangelisch und mein Neffe spazierte mit einer Hai-Schultüte aus meinen Bastelhänden los.

Ja, ich habe einen Hang zur Handarbeit und am vergangenen Wochenende wollte ich es wieder einmal wissen. In der Jahrhunderthalle gastierte „Handmade“, die neue Messe im Ruhrgebiet für kreatives Gestalten.

Workshop 1: Nadelfilzen

„Filzen ist älter als das Weben. Entdeckt haben es wohl die Schäfer. Sie haben sich Rohwolle in das Bett gelegt. Die Wolle verband sich dann durch Reibung und Feuchtigkeit zu Filz. Nadelfilzen ist erst später entstanden“, erklärt Vidalina Martin von „Ideenreich“ aus Bielefeld. Workshop-Leiterin Ewa Gräber gibt mir Stoff, Schere, Nadel und Faden. Und schon ist es passiert: Ich schaue auf meine Handarbeit — schalte ab, blende aus und entspanne mich. In dreißig Minuten entsteht eine runde Stoffbrosche. „So, nun müssen Sie die Filzwolle in die Schablone hineingeben und mit der Filznadel vorsichtig feststechen“, sagt Gräber.

Das rote Filzherz ist der Clou der Brosche. „Kleine Widerhaken an der Nadel führen dazu, dass die Haarfasern sich verknoten und mit dem Stoff verbinden“, erläutert Gräber. Das funktioniert zum Beispiel auch auf Jeans. Alles, was man dafür braucht: Filzwolle, Filznadel und Schaumstoff (z. B. ein Spülschwamm) als Unterlage. Filzwolle und zwei Nadeln erstehe ich für 4,20 Euro. Ich bin jetzt Filz-Fan.

Workshop 2 : Skulptur mit Powertex

„Jeder Mensch ist ein Künstler“ sagte einst Joseph Beuys. Und wirklich, bei meiner Arbeit mit dem Textilverstärker namens „Powertex“ fühle ich mich wie eine Bildhauerin. Die flüssige Substanz kommt aus Belgien, ist biologisch abbaubar und gleicht einem Wunder. In rund 45 Minuten modelliere ich einen Frauenkorpus aus Styropor zu einer Skulptur, die wie ein alter Steinengel erscheint. „Powertex härtet an der Luft. Der Vorteil ist, die Arbeiten sind für den Garten geeignet und es gibt unzählige Möglichkeiten“, erläutert Leiterin Ulrike Brechwald.

Ich reibe den Korpus mit Powertex ein, wende ihn in Zellulose (Stoneart) und knete ihm einen Rock. Seine Flügel sind aus Holz. Ich betupfe die Skulptur mit Pigmenten in Silber und Grün. Jetzt glänzt mein Engel und ich finde ihn großartig.