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Der Wind bewegt drei überaus farbenfrohe Skulpturen: Sie stammen von der Schweizer Künstlerin Claire Ochsner und geben dem Platz unterhalb vom Kuhhirten einen völlig neuen Akzent.

Ihre Arbeiten sind Teil sowohl der Aktion „Quo vadis, Brückviertel?“ im Rahmen der City-Offensive „Ab in die Mitte“ als auch der 2. Ruhr-Biennale. „Es fügte sich, dass wir für die Ruhr-Biennale 2012 einen Platz in Bochum suchten“, erklärt Olaf Rauch, Co-Kurator und Koordinator. Für „Ab in die Mitte“ hatte Bochum-Marketing als Veranstalter den Zuschlag beim gleichnamigen Landeswettbewerb gewonnen. Im Fokus stehen Orte im Stadtkern, die städtebaulich im Abseits stehen, wie eben das Brückviertel, Titel „Leer“.

Sechs Stationen einer Skulpturenmeile sind dort installiert: den Anfang von der Hans-Böckler-Straße macht ein Banner; auf Höhe der Gaststätte Zur Altstadt hat die Düsseldorfer Künstlerin Michaela Strunk „Himmel und Hölle“, das alte Kinderspiel, als Zeichnung auf den Boden aufgebracht. Da Kinder aber heute lieber am PC sitzen als zu hüpfen, hat sie das Spielsteinchen durch eine Computerfestplatte ersetzt.

Im aktuell einzigen Laden-Leerstand der Brückstraße, Hausnummer 11, hat die Bochumer Fotografin Claudia Schütte das Schaufenster mit ihren Arbeiten bestückt, die interessanten Spiegelbilder verfremden Eindrücke aus Schaufenstern. Der Duisburger Künstler Herbert Schero, Kurator der Ruhr Biennale, hat auf dem Platz an der Propsteikirche Metallskulpturen aufgestellt. Am Ende der Brückstraße hat der Spanier Juan Petry auf der Verkehrsinsel zwei Figuren aus dem Animations-Kurzfilm von 1895 „Die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof in La Ciotat“ der Brüder Lumière nachgebildet, die er gestern noch anstrich.

Mittendrin im Viertel eben die Arbeiten von Claire Ochsner. „Ich hatte mich auf die Ausschreibung beworben, weil mir das Ruhr-Biennale-Motto ,Spiel, Traum, Traumata’ sofort zusagte. Mir gefällt auch der Platz mit den Wasserspielen sehr gut, wo meine Skulpturen stehen; ich bin der organische Typ.“

Nach eigenem Bekunden lebt die Schweizerin den Optimismus. Städte, so findet sie, hätten Farben nötig. Als sie erfuhr, dass sie in Bochum ausstellen wird, habe sie eine graue City erwartet. „So ist die Stadt gar nicht. Ich bin das erste Mal hier, aber mir gefällt’s.“

Zwischen dem mäandernden Bachlauf stehen als größte Skulptur „Donna Bella“, eine fünf Meter hohe, kinetische Figur mit drei Bewegungen. „Griblu“ ist ein Windspiel, das der gestrige Herbststurm ordentlich aufmischte. Die kleinste Arbeit zieht besonders Kinder an, die „Firotto“ gern anfassen.

„Ab in die Mitte“ weist weitere Aktionen bis zum 6. Oktober auf, darunter einer Weiterführung des „situativen Brachlandmuseums“ vom Matthias Schamp am Riff, gemeinsam mit dem Schweizer Konzeptkünstler Res Ingold – der Termin steht noch nicht fest.

40 000 Euro gab es vom Land insgesamt für acht Bochumer Projekte, mit denen die Wahrnehmung für Freiräume und Plätze in der City geschärft werden soll.