Bochum. Nach Protesten der Anwohner und mehreren WAZ-Berichten steht der Schrottplatz an der Robertstraße vor der Schließung. Die Geschäftsführung kündigt eine Steillegung zum Monatsende an.

„Diese sch... Zeitung!“ Der Schrotthändler flucht am Telefon. Auf die WAZ. Später auch auf die Anwohner. Beide können die Beschimpfung wohl als Kompliment auffassen. Beide haben dafür gesorgt, dass in Hamme wieder Ruhe einkehrt: Der illegale Schrottplatz macht bis Monatsende dicht.

Seit Juni finden Mieter und Hausbesitzer an der Feldsieper Straße kaum noch Erholung und Schlaf. Manche dachten entnervt an einen Umzug. Auf einer gegenüberliegenden Gewerbefläche an der Robertstraße hat sich eine „Rohstoffhandelsgesellschaft“ angesiedelt. „Von früh um 8 bis abends um 10 wird Altmetall angeliefert, gepresst, gelagert, abtransportiert. Der Krach ist infernalisch. Im Schrank wackeln die Gläser“, erzählt eine der Nachbarinnen und Nachbarn, die vor drei Wochen die WAZ um Hilfe baten.

Schrottplatz-Besitzer bat vergebens um Aufschub

Schnell stellte sich heraus: Für die Schrottverwertung gibt es keine Genehmigung. Der Schrottplatz ist ohne Wissen und Erlaubnis der Ordnungsbehörde eröffnet worden. Von „kapitaler Schwarznutzung“ sprach die Stadt, forderte den Produktionsstopp und verhängte ein Zwangsgeld.

Doch in Hamme wurde weiter gescheppert und gehämmert. Denn die Krachmacher hofften auf ein Entgegenkommen der Anwohner. „Nach dem WAZ-Bericht bat mich der Geschäftsführer um ein Treffen. Er bot an, den Standort am 31. Dezember aufzugeben, wenn wir uns nicht dagegen wehren, dass die Schrottverwertung bis dahin in Betrieb bleibt. Er sagte: Wenn wir jetzt schließen, sind wir pleite.“ berichtet eine Anwohnerin.

Die Nachbarn waren sich zügig einig: „Darauf wollen wir nicht vertrauen. Wir wollen jetzt unsere Ruhe. Wir sind im Recht!“ Und: „Womöglich hätte die Stadt bei einem solchen Kompromiss gedacht: So schlimm kann’s mit dem Lärm ja nicht sein...“ Wieder schalteten die Anwohner die Stadt ein. Wieder berichtete die WAZ über die nach wie vor unerträglichen Zustände in dem dicht besiedelten Wohngebiet.

Schrottplatz verschwindet am Ende des Monats

In dieser Woche ging alles ganz schnell. Die Stadt drohte ein zweites, deutlich höheres Zwangsgeld an. Die Schrotthändler erkannten wohl auch unter dem öffentlichen Druck: An der Robertstraße gibt’s keine Zukunft. Zwar weist die Geschäftsführung der Verwaltung die Schuld zu: „Wir wurden falsch beraten. Man hat uns nicht aufgeklärt, dass wir eine Nutzungsänderung hätten beantragen müssen. Sonst hätten wir doch nie hier investiert und einen Mietvertrag unterschrieben.“ Gleichwohl trete man den Rückzug an: Ab nächster Woche werde kein Schrott mehr angeliefert. „Die vorhandene Ware wird abtransportiert. Bis Ende des Monats sind wir komplett weg.“

Die Anwohner sind erleichtert. „Großartig, dass wir das gemeinsam geschafft haben“, freut sich eine Anwohnerin. Die Stadt will kontrollieren, ob die Betriebsschließung wie angekündigt erfolgt: „Wir schauen hin.“ Wir auch.