Bochum.. Das Modehaus Baltz in der Innenstadt baut an. Seit einigen Wochen dröhnt der Lärm von Baggern und Bohrern durch die City. Die Geschäftsleute sind genervt. Jetzt hat sich die Umweltbehörde eingeschaltet.
„Es war grausam.“ Helga Droste schüttelt den Kopf, wenn sie von dem Lärm berichtet, der gegenüber ihrer Modestube an der Schützenbahn die Nerven der Geschäftsleute strapaziert hat. Den Krach verursacht die Baustelle am Modehaus Baltz, und der brachte jetzt auch die Untere Umweltschutzbehörde für Bochum, Dortmund und Hagen auf den Plan.
„Wir haben nach Beschwerden von Anliegern die Lautstärke gemessen, ausgewertet und daraufhin angeordnet, dass nur noch morgens bis 11 Uhr und nachmittags ab 16 Uhr gebohrt werden darf.“ Seither hätten die Beschwerden aufgehört, wie Horst Stüwe von der Hagener Behörde auf WAZ-Anfrage erklärte.
„Baustellen verursachen nun mal Lärm. Aber dass es zu solchen Erschütterungen kommt, dass mir die Kunden aus dem Laden laufen, dass war nicht mehr zumutbar“, so Helga Droste. Seit 28 Jahren ist die Geschäftsfrau in Bochum ansässig, seit zwölf Jahren mit der Boutique am Standort. Die Ladenlokale an der Schützenbahn gehören zur Sparkassen-Immobilie. Mit ihnen allen hatte Andor Baltz vor Umbaustart gesprochen. „Dass es zu solchen Lärmbelästigungen kommt, das wussten wir nicht“, so Helga Droste.
Zwangspause für den Bohrer
„Jetzt herrscht endlich Ruhe“, ist auch Andrea Burkhardt erleichtert. Sie betreibt einen Schuhladen an der Schützenbahn. „Vorher war es tatsächlich nicht erträglich.“
Das Haus Baltz sieht die Probleme: „Wir sitzen in der Stadt, da ist allzu viel Baulärm nicht möglich“, so Prokurist Dieter Schorr. Während der „Zwangspause“ für den Bohrer müssten tagsüber nun andere Arbeiten übernommen werden. Hinzu komme, dass das Bohrgerät ohnehin in den letzten Tagen kaputt ging, derzeit also gar nicht eingesetzt werden kann. „Wir hoffen, dass sich die Bauphase dadurch nicht verlängert.“ Aktuell wird die Wand in den Boden gebohrt, die die angrenzende Tiefgarage unter der Schützenbahn schützen soll, denn der Neubau rückt nah an den EGR-Tunnel heran. In etwa fünf Wochen werden die Bohrungen weitergehen für die Pfahlgründung. Diese Bohrungen sollen den Anbau standsicher machen. 60 Pfähle müssen in den Boden getrieben werden, weil sich das Grundwasser durch die U-Bahn abgesenkt hat: „Die Hälfte haben wir schon.“
Schild falsch aufgestellt
Baustellen in der dicht bebauten Innenstadt sorgen immer mal wieder für Ärger, zumal, wenn Bewohner und Geschäftsleute unter Dreck und Lärm zu leiden haben. Wie etwa Ende letzten Jahres am Kortum-Karree, wo die Staubentwicklung bei Restarbeiten zur zahlreichen Beschwerden durch Passanten und Nachbarn führte.
Noch etwas regt Helga Droste immens auf: „Seit das Hinweisschild auf ,Fußgängerzone’ vom Boulevard verschwunden ist, hat der Verkehr – nicht nur zu den Lieferzeiten – zugenommen. Unlängst hat ein Lkw meine Werbeschilder abgerissen.“ Seit Mitte Juni dränge sie beim Straßenverkehramt auf ein neues Schild. „Weiterhin fahren Autos und Lieferwagen in die durch die Baustelle ohnehin verschmälerte Straße ein.“ Laut Straßenverkehrsamt sei das Schild von einer der Baufirmen demontiert worden, die bei Baltz tätig sind. Sprecherin Tanja Wißing: „Die Firma ist unserer Aufforderung, das Schild wieder aufzustellen, inzwischen nachgekommen, indes an falscher Stelle.“