Bochum. Anwohner der Feldsieper Straße klagen über die massive Lärmbelästigung durch einen Schrottplatz. Eine „Rohstoffhandelsgesellschaft“ hat sich inmitten des Wohngebietes in Hamme angesiedelt – ohne Genehmigung, wie die Stadt betont. Die Nachbarn sind mit ihren Nerven am Ende.

Der Mittagsschlaf fällt für die Kinder meistens aus. „Auch abends herrscht oft bis 22 Uhr ohrenbetäubender Krach“, klagt ihre Mutter und blickt aus ihrem Kinderzimmerfenster direkt auf einen Schrottplatz. Seit Juni wird an der Robertstraße Altmetall angeliefert, gepresst, gelagert, abtransportiert. Eine „Rohstoffhandelsgesellschaft“ hat sich inmitten des Wohngebietes in Hamme angesiedelt – ohne Genehmigung, wie die Stadt betont. Die Nachbarn sind mit ihren Nerven am Ende.

Die Mutter zählt zu den Anwohnern der Feldsieper Straße, die im zu Ende gehenden Sommer „kaum mal das Fenster öffnen konnten“. Entspannung auf dem Balkon oder im Garten? „Unmöglich.“ Zu infernalisch sei der Lärm, der von der Schrottverwertung ausgehe. „Es geht von Montag bis Samstag, von 8 Uhr bis abends um zehn“, berichtet Walfried Watermeyer. „Lkw und Lieferwagen karren den Schrott heran. Die Teile werden von Baggern in Container geladen und zusammengestampft. Man kann sich vorstellen, was das für einen Krach macht. Die Wände wackeln, im Schrank klirren die Gläser.“

Lärmprotokolle, Fotos und Filmaufnahmen

Ältere Anwohner leiden schon unter Bluthochdruck und Schlafstörungen, weiß die Anwohnerin auch. Sie ist verzweifelt: „Ich will nicht, dass meine Kinder so aufwachsen.“ Einige Nachbarn denken konkret über einen Umzug bzw. einen Verkauf ihrer Häuser nach. Von Mietminderung ist die Rede. „Mehrere Mieter haben mit Auszug gedroht“, erklärt Angelika Möller, Betreuerin der Bochumer Wohnstätten, die an der Feldsieper Straße drei Häuser besitzen. Angelika Möller: „Bei diesem Lärm wären die Wohnungen nicht mehr zu vermieten.“

Die Anwohner sind erschöpft. Aber sie leisten Widerstand. Sie haben ein Lärmprotokoll angefertigt, Fotos und Filmaufnahmen erstellt. 24 Namen trägt eine Unterschriftenliste, die samt eines Protestschreibens im Juli an OB Ottilie Scholz geschickt wurde: „Wir wehren uns energisch gegen einen Schrottplatz in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung. Es kann städteplanerisch nicht gewollt sein, dass die Anwohner derartigen Belästigungen ausgesetzt werden.“

Ansiedlung ohne Wissen und Erlaubnis der Stadt 

Die Stadt stimmt zu. Es habe für das Gelände (auf dem zuvor eine Maschinenfabrik produziert hat) „niemals eine Genehmigung für den Betrieb eines Schrottplatzes gegeben“, betont Sprecherin Barbara Gottschlich. Der Schrotthandel sei ohne Wissen und Erlaubnis der Stadt angesiedelt worden: „eine kapitale Schwarznutzung“, so Barbara Gottschlich. Erst über den Protest der Nachbarn sei man auf den Schrottplatz aufmerksam geworden. Vor dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen wurde ein Eilverfahren angestrengt. Ergebnis: Der Betrieb müsse unverzüglich stillgelegt werden.

Von einem Einspruch des Schrotthandels vor dem Oberverwaltungsgericht Münster ist im Rathaus nichts bekannt. „Wir würden ihm auch sehr gelassen entgegensehen“, so die Sprecherin. Gegen die Weiterführung des Schrottplatzes werde man massiv vorgehen – wenn nötig, mit der Eintreibung eines Zwangsgeldes (die Rede ist von 20.000 Euro). „Das ist uns seit gestern rechtlich möglich“, sagt Barbara Gottschlich.

Reger Betrieb auf dem Hof

„Aber was nutzt uns das alles?“, blickten die Nachbarn am Dienstag missmutig den Containerwagen nach, die sich wie gewohnt durch das Wohngebiet schlängelten und scheppernd das Tor an der Robertstraße passierten. Reger Betrieb auch auf dem Hof. Von einem Produktionsstopp keine Spur.

Der Schrotthandel ließ eine Anfrage der WAZ am Dienstag unbeantwortet. Eine für den Nachmittag angekündigte Stellungnahme der Geschäftsführung blieb aus.