Bochum. .
Hart ins Gericht mit manchen Ausbildungsberufen geht der aktuelle Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). In einem Ranking der 25 häufig- sten Ausbildungsberufe gab es hinsichtlich der Qualität für Mechatroniker und Bank- oder Industriekaufleute gute Noten. Dabei sei die Situation für Fachverkäuferinnen im Lebensmittelhandwerk oder Auszubildenden in Restaurants oder Hotels am schlechtesten zu bewerten.
„Das schlechte Abschneiden des Hotelgewerbes und der Gastronomie ist kein Zufall“, erklärt dazu Michael Hermund, DGB-Regionsvorsitzender. Torsten Gebehart ist Sekretär bei der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und weiß um die Probleme vieler Auszubildenden aus zig Einzelgesprächen: „Ich kenne Fälle, wo die jungen Leuten regelmäßig mehr als zwölf Stunden am Stück arbeiten müssen.“ Ein anderes Thema sei, dass Auszubildende in bestimmten Betrieben gern als billige Arbeitskräfte missbraucht würden. Gebehart erzählt aus Dortmund, wo unter fadenscheinigen Gründen zur Fußball-WM die Prüfungen so verschoben worden seien, dass die Auszubildenden im dritten Lehrjahr zu den Spielen arbeiten mussten. „Es macht da schon einen Unterschied, ob 600 oder 1600 Euro pro Monat gezahlt werden müssen.“ Für den einzelnen Auszubildenden sei es in Hotels oder Gaststätten oft schwer, sein Recht zu bekommen.
Aber auch unter eigentlich beim DGB-Report ziemlich positiv abschneidenden Branchen gibt es Problemfälle. Die kennt Mark-Bastian Otten von der IG Metall Bochum nur zu gut. Der 27-Jährige weiß, dass oft genug so genannte „ausbildungsfremde Tätigkeiten“ erledigt werden müssen. Im Report ist davon die Rede, dass fast jeder dritte Azubi solche Aufgaben leisten müsse. „Es ist einfach nicht ok, wenn etwa im Kfz-Handwerk jemand wochenlang nur Reifen schleppt oder Ölwechsel machen muss.“ Zwar gebe es für jede Ausbildung einen Rahmenplan, wo die Qualität genau festgelegt ist, doch nicht immer stimmten die Angaben, die der Auszubildende in seinem Berichtsheft angibt, mit der Wirklichkeit überein.
Michael Dittmar ist stellvertretender Obermeister und Lehrlingswart im Bochumer Kfz-Gewerbe. Er empfiehlt Auszubildenden, die Probleme in ihrem Betrieb haben, sich vertrauensvoll an die Schlichtungsstelle zu wenden. „Oft ist es einfach die Chemie , die nicht stimmt.“ Im Extremfall müsse dann eben ein anderer Ausbildungsplatz gesucht werden, manchmal helfe jedoch schon ein Gespräch.
Übrigens brachte eine eigene Umfrage der IG Metall in großen Ausbildungsbetriebe ein ganz anderes Problem an die Oberfläche: Vielfach wurde die Qualität der Berufsschule und die mangelnde Abstimmung zwischen Schule und Betrieb kritisiert.